2. Teilzeit ist für Eltern eine Möglichkeit, mehr qualitätsvolle Zeit mit den Kindern zu verbringen, verbunden mit dem Risiko, in die Altersarmut abzurutschen. Wie wollen Sie gegensteuern und wie stehen Sie zum Pensionssplitting?
ÖVP
Zu einem gewissen Teil haben wir bereits begonnen, gegenzusteuern: Wir haben einerseits kleine Einkommen durch die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge entlastet. Davon profitieren in erster Linie auch Frauen in Teilzeitbeschäftigung.
Auf der anderen Seite haben wir die volle Anrechnung der Karenzzeiten für die Pension umgesetzt. Das sind Schritte in die richtige Richtung, aber noch lange nicht genug. Beim Pensionssplitting braucht es meiner Ansicht nach noch Verbesserungen – das sollte automatisch passieren und nicht extra beantragt werden müssen.
SPÖ
Teilzeitarbeit kann viele Vorteile haben, ist aber auch kritisch zu sehen, weil lange Phasen von niedrigem Verdienst – insbesondere für Frauen – nachteilig sind.
Wir sind froh, dass es uns gelungen ist, die volle Anrechnung der Karenzzeiten für Urlaubsansprüche, Gehaltsvorrückungen, Pension endlich gesetzlich zu verankern sowie die Mindestpension für Menschen mit 40 Beitragsjahren auf 1.200 Euro netto anzuheben.
Die Abgeltung von Überstunden bei Teilzeit so wie bei Vollzeit ist ein nächster wichtiger Schritt. Grundsätzlich muss an der Einkommenstransparenz gearbeitet werden, denn nach wie vor ist gleicher Lohn für gleiche Arbeit nicht umgesetzt.
Auch fordern wir einen Rechtsanspruch auf Teilzeit für Kinderbetreuung, Pflege, Bildung und im Alter.
Wir stehen zum freiwilligen Pensionssplitting wie es jetzt ist. Wichtiger sind eine bessere Aufteilung der Sorge- und Pflegearbeit sowie Maßnahmen zur Verringerung der Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen.
FPÖ
Informations- und Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb der Betriebe; Maßnahmenbündelung für qualifizierte Teilzeitarbeit gemeinsam mit dem AMS: Frauenförderung im Betrieb (Mentoring, Frauenförderung).
Verpflichtende Informationskampagne von Seiten der Pensionsversicherungsanstalt und dem Sozialministerium (Pensionsansprüche der Eltern sollen während der Zeit der Kindererziehung und Betreuung geteilt werden).
Durch die Anrechnung der Karenzzeiten bis zu 24 Monaten pro Kind (Inkrafttreten 1.8.2019) wurde hier ein wesentlicher Schritt gesetzt.
NEOS
Wir sehen das Pensionsbeitragssplitting als geeignetes Instrument um Altersarmut, speziell bei Frauen, zu verhindern.
Wir sind allerdings bei unseren parlamentarischen Anläufen, ein automatisches Pensionsbeitragssplitting (mit Opt-out) zu etablieren, bisher immer gescheitert.
JETZT/LISTE PILZ
Teilzeitarbeit soll für die Eltern eine Möglichkeit bleiben ohne dabei dem Risiko der Altersarmut ausgesetzt zu sein. Vielen Eltern bleibt jedoch oft keine andere Wahl als Teilzeit zu arbeiten aufgrund des fehlenden flächendeckenden Ausbaus der Kinderbetreuung, daher muss dieses Angebot sichergestellt werden, um die volle Wahlfreiheit zu bieten.
Dem automatischen Pensionssplitting mit der Möglichkeit einer Opt-Out-Variante stehen wir positiv gegenüber, da so die derzeit bestehende große Ungerechtigkeit beim Pensionsanspruch von Frauen und Männern reduziert werden kann.
Klar ist jedoch, dass selbst das Pensionssplitting nur eine Hilfskonstruktion ist, da es für Frauen noch immer keine ausreichende finanzielle Absicherung während der Kindererziehungszeiten gibt, um im Pensionsalter dann nicht in der Altersarmut zu landen.
DIE GRÜNEN
Die Grünen fordern schon seit Langem eine Abkehr von der kontraproduktiven Förderung von Alleinverdiener*innenfamilien hin zu einer Förderung der reduzierten Erwerbstätigkeit beider Elternteile. Dies würde nicht nur eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeuten, sondern auch eine faire Aufteilung von Erwerbs- und Pflegearbeit auf beide Elternteile.
Besonders wichtig in diesem Zusammenhang sind faire Pensionen. Die Grünen haben ein Pensionsmodell vorgelegt, das aus einer Grundpension für alle im Pensionsalter und einer versicherungsmathematischen Erwerbspension besteht. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass alle Menschen im Alter eine existenzsichernde Pension erhalten. Weiters sieht das Pensionsmodell der Grünen bei der Erwerbspension ein verpflichtendes Pensionssplitting in Zeiten der Partnerschaft vor. Ein Modell, das Kinderbetreuungszeiten eigens bewertet - wie auch das derzeitige System - setzt kontraproduktive Anreize zur sozialen und gesellschaftlichen Ausgrenzung.
Im Übrigen müssten Menschen 13 Kinder genau im Abstand von jeweils vier Jahren bekommen, um überhaupt nur einen theoretischen Pensionsanspruch in der Höhe der Armutsgefährdungsschwelle zu erreichen.
KPÖ
Wir wollen Teilzeit überflüssig machen, durch unsere Idee der Arbeitszeitverkürzung. Das ist insofern sinnvoll, als Menschen ohnehin immer weniger arbeiten oder auch arbeitslos werden und die Produktivität dabei aber trotzdem steigt. Zum Pensionssplitting: Keine schlechte Idee, es ist aber nur eine halbe Sache, denn sie bekämpft nicht die Ursache von Altersarmut bei Frauen. Daher braucht es einen vernünftigen Mindestlohn. Unsere Forderung: 1.750€ Mindestlohn, lohnsteuerfrei.