Fasten: Fitness für Körper, Geist und Seele
„Tee, Gemüsebrühe und Wasser – das war mein kulinarischer Fastenfahrplan“, berichtet Eva, die an wenigen Tagen auf Gewohntes bei der Ernährung verzichtete, was ihr Leben bisher bestimmte – zwei Wochen lang. „Ich wollte aber nicht nur meinem Körper, sondern auch meinem Geist etwas Gutes zu tun.“ Eva ist aber nicht die einzige, die jedes Jahr fastet. Viele tun das mittlerweile – aus verschiedensten Gründen.
Eine Fastenkur ist eine willkommene Auszeit für Körper und Geist.
Abschied von Gewohnheiten
Eva änderte nicht nur den Speiseplan sondern auch ihren Alltag: Öfters als sonst ging sie nach der Arbeit spazieren; hielt sich privat weniger im Internet auf und vertiefte sich stattdessen lieber in ein Buch. All das fiel ihr aber schwerer als der Verzicht auf feste Nahrung, sagt sie. Anregungen und Tipps holte sie sich dazu in einem Fastenbegleitkurs von Regina Fucik. „Ich motiviere und bestärke immer meine Gruppen“, erklärt die Ordensschwester und zertifizierte Fastenbegleiterin im Gespräch. In ihrer „Fastenwoche für Gesunde im Alltag“ gibt sie ihre über 30-jährige Erfahrung und ihr Wissen weiter – etwa an Berufstätige und Familien. „Die Fastenbegleitung soll meinen Teilnehmer/innen helfen, ihr Leben neu zu ordnen und auszurichten.“
Raus aus dem Hamsterrad. Ernährungsberaterin Verena Wartmann sieht im Fasten „ein Loslassen von schlechten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten“. Häufig soll damit eine Veränderung des Lebensstils einhergehen - mit ausreichender Aktivität und kalorienreduzierter, vollwertiger und ballaststoffreicher Ernährung. Fasten bedeute ein bewusster Verzicht auf Nahrung, was auch zum Aufbrechen von gewohnten Denk- und Verhaltensmustern führe und das eigene Wohlbefinden steigern soll, so die Expertin, die zwischen gesunder Ernährung und Fasten unterscheidet. „Bei der gesunden Ernährung gibt es nicht unbedingt einen strengen Verzicht - beim Fasten hingegen schon.“
Online Unterstützung beim Fasten
Fasten-Apps oder Online-Kurse erfreuen sich steigender Beliebtheit – vor allem in der Corona-Zeit, in der persönliche Kontakte reduziert werden sollen. „Wir hätten uns nicht gedacht, dass wir in so kurzer Zeit einen derartigen Rücklauf erreichen können“, heißt es etwa vom Betreiber des Portals lustauffasten der Verlagsgruppe News, das seit Jänner online ist und mittlerweile über 100 User täglich zählt. Sie können hier aus drei digitalen „Fastenexperiences“ wählen und unternehmen jeweils eine digitale Fastenreise. Auch Verena Wartmann stellt ein wachsendes Interesse am Thema Fasten fest. Am effektivsten und nachhaltigsten sei dieses aber nur mit ärztlicher Begleitung – sei es persönlich, in einem Kurs, per Einzelcoaching oder online. Fasten sei ihrer Meinung nach erfolgreich, „wenn sich das Wohlbefinden, der Schlaf und das Körperbild des Einzelnen spürbar und messbar verbessert“.
Fasten ist kein Selbstzweck
Als Balance zu Gott und wertvolle Gabe der Tradition sieht dagegen Georg Fröschl, Pfarrer von Wien-Breitensee, die „Fastenzeit“. Sie erinnere uns daran, dass es für ein glückliches Leben immer wieder „eine Zeit des Innehalten und des Verzichts braucht“. Das Fasten müsse aber mit einem konkreten Ziel verbunden werden. Die körperliche Entschlackung könne dabei ein Motiv sein, aber auch der Blick auf die Gemeinschaft und auf Gott sollte durch das Fasten geschärft werden. Fasten soll aber keineswegs ein Selbstzweck sein, sondern die Beziehung zu Gott erneuern, findet der Seelsorger.
Frauen sollen im Fastenbegleit-Kurs von Regina Fucik durchschnittlich drei Kilo verlieren - Männer sogar mehr, erzählt Sr. Regina Fucik und lacht: „Vom Fleisch fällt bei mir niemand.“ Insgesamt fünfmal in zehn Tagen treffen sich die TeilnehmerInnen im Quo Vadis im Herzen von Wien; tauschen sich hier untereinander aus. Jüngere wie ältere sind dabei – zwölf sind es insgesamt. Viele unter ihnen machen den Begleitkurs auch neben Arbeit und Familie und so wie Eva zum ersten Mal: „Diese Form des Fasten konnte ich gut mit dem Alltag vereinbaren.“
Wohltat mit Folgen - Eva ernährt sich seit dem begleiteten Fasten vor einem Jahr viel bewusster und gesünder, wie sie sagt: Weniger Fleisch, dafür mehr Obst und Gemüse stehen nun auf ihrem Speiseplan. Auf Zucker oder zuckerhältige Speise verzichte sie weitgehend. Lieber trinke sie heute auch Tee anstelle von Kaffee. „Ich hinterfrage heute mehr denn je meine Ernährungs- und Lebensgewohnheiten“, erzählt Eva und will die vielen Anregungen nicht missen. Positiv blicke sie darauf zurück. „Ja, es war nicht nur für mich, sondern auch für meinen Körper eine Wohltat.“
Was ist Fasten?
Der Begriff Fasten kommt aus dem Althochdeutschen und heißt so viel wie „an den Geboten der Enthaltsamkeit“. Unterschieden wird zwischen Vollfasten ohne Nahrungsaufnahme und Trinken, Halbfasten mit einer Mahlzeit pro Tag und Flüssigkeit und Abstinenz-Fasten mit Verzicht auf bestimmte Speisen und Getränke.
Autor: Christopher Erben
Dieser Artikel ist in der Mitgliederzeitung des Katholischen Familienverbandes "ehe und familien" erschienen.