Blicken wir gemeinsam kurz zurück: Nach der Trotzphase im dritten Lebensjahr hat sich Ihr Kind in einer sehr stabilen Periode, ja sonnigen Zeit, seiner Entwicklung befunden. War mit sich selbst zufrieden und erfreute sich an seiner Geschicklichkeit und den erworbenen Fähigkeiten. Der Kindergarten und die Gemeinschaft der Gleichaltrigen mit interessanten Spielen waren willkommen.
Körperliche Veränderungen
Doch zwischen dem sechsten und siebten Lebensjahr kommt es zu größeren Veränderungen: Körperlich setzt ein stärkeres Längenwachstum ein. Die für die Umwelt so ansprechenden Kleinkindformen verlieren sich, ebenso wie das herzige "Kindchenschema" des Gesichts, der Zahnwechsel setzt ein. Unbewusst reagiert die Umwelt auf diese Veränderungen: Das Kind wird nun weniger bewundert und manch ein Verhalten, das beim Kleinkind noch "entzückend" gefunden wurde, geht nun nicht mehr unbeanstandet durch.
Seelisch zeigt Ihr Kind eine stärkere Verletzlichkeit. Es muss lernen mit all diesen Veränderungen zu Recht zu kommen.
In diesem Zusammenhang wird auch von der sogenannen 7-Jahreskriese gesprochen, der Wende vom Kleinkind zum Schulkind hin. In dieser Krise ist es einfach wichtig, dass Sie als Eltern dem Kind den Rücken stärken, Sicherheit vermitteln und ihm veranschaulichen, was es schon alles kann und wie tüchtig es geworden ist.
Hungrig aufs Lernen
Es schließt nun eine seelisch ausgewogenere ruhigere Zeit der Entwicklung an: Kinder sind geradezu hungrig danach zu lernen, vieles zu erkunden und zu erfahren, Zusammenhänge zu verstehen und auch die Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen. Ein erstes kleines Taschengeld, wöchentlich ausgefolgt, fördert das Kind beim Planen und Kalkulieren. Die Ausdauer beim Erlernen der Kulturtechniken ist bei Kindern recht unterschiedlich: Hier gilt es ermutigend zu unterstützen: Wenn Sie als Eltern selbst gerne lesen, geben Sie ein gutes Vorbild für Ihr Kind ab. Ein heißer Tipp ist das "Miteinanderlesen" in einer möglichst kuscheligen Ecke!
Der intellektuelle Hunger Ihres Kindes im Volkschulalter ist enorm, die Vorstellungskraft groß. Gemeinsame Spaziergänge, Wanderungen, ein Museumsbesuch können zu wertvollen Erfahrungen und Entdeckungen führen. Besonders lustig ist es für Kinder immer dann, wenn auch Freundinnen und Freunde dabei sind!
Was die Schule anbelangt, ist es wichtig, die Freude am Lernen zu erhalten und zu fördern. In der ersten Klasse muss durch die Umstellung auch im sozialen Bereich viel gelernt werden: Es gibt neue Bezugspersonen, neue Regeln, neue Freunde und Freundinnen, die Stellung innerhalb der Klasse muss immer wieder ausgelotet, Konflikte müssen gelöst werden. Es müssen nun auch bestimmte Leistungen erbracht werden und zwar auch dann, wenn Ihrem Kind vielleicht der Sinn nach anderem stünde. Ihr Kind muss stetig lernen, mit seinen Stärken und Schwächen umzugehen und erkennen, dass ihm maches ganz leicht von der Hand geht, für anderes aber größerer Einsatz und Ausdauer nötig sind.
Nicht zuviel vornehmen!
Es hilft Ihrem Kind sehr, wenn Sie als Eltern stets bereits das Bemühen und nicht erst den Erfolg anerkennen. Wichtig ist auch aufzupassen, dass es zu keiner Überforderung kommt. Wenn zur Schule noch eine Reihe weiterer Aktivitäten wie Musikstunden, Ballet, Englisch, Gymnastik etc... dazukommen, könnte dies leicht der Fall sein. Kinder haben dafür ein feines Gespür und merken recht gut, wenn etwas für sie zu viel ist!
Nun noch ein Tipp: Halten Sie mit der Lehrkraft - sie ist nun eine sehr wichtige Bezugsperson Ihres Kindes - regen Kontakt und sprechen Sie Probleme offen an. Nur so kommen Sie zu guten gemeinsamen Lösungen. Dies ist nicht zuletzt auf für Fragen der weiteren Schullaufbahn von Bedeutung.
Marie-Luise Zuzan ist Psychologin und Vorsitzende des Katholischen Familienverbandes Salzburg. Für vatersachen.at hat sie die Entwicklung von Schulkindern beschrieben - vielen Dank dafür!