Gegen den Strom
Liebt die Kirche auch um ihrer Fehler willen
Verfolgt man zur Zeit Kommentare über die Lage der Kirche, so kann man leicht den Eindruck gewinnen, bei der Kirche handle es um eine rein irdische Organisation, deren Fehler und Schwächen jetzt geballt an allen Ecken und Enden zutage treten. Forderungen nach Strukturreformen werden laut. Allzu leicht vergessen wir aber, dass die Kirche der mystische Leib Christi ist - Christus ist das Haupt und wir sind die Glieder. Wir wissen, wenn ein Glied leidet, leiden alle und umgekehrt. (vgl. 1 Kor 12,26 f).
Als Mutter Teresa einmal gefragt wurde, was sich in der Kirche ändern müsse, hat sie ganz einfach gesagt: „Du und ich.“
Als Getaufte sind wir alle zur Heiligkeit aufgerufen und wir dürfen uns nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben.
Zur Orientierung empfiehlt Papst Franziskus die Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu und seine Gerichtsrede: «Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.» Diese Forderungen zu leben, bedeute oft, gegen den Strom dieser Welt zu schwimmen. Kennzeichen eines heiligmäßigen Lebens sind laut Franziskus unter anderem Durchhaltevermögen, Freude, Sinn für Humor, Wagemut, Gemeinschaftssinn und Gebet. Heiligkeit sei «nichts anderes als in Fülle gelebte Liebe», zitiert der Papst seinen Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013).
Nachgewiesene Verfehlungen innerhalb der Kirche müssen geahndet, aufgearbeitet und in Ordnung gebracht werden. Aber selbst wenn Dinge innerhalb der Kirche schieflaufen, müssen wir die Kirche dennoch lieben, müssen uns zu ihr bekennen!
Es gibt diese Zeugen mitten unter uns, die all ihre Liebe zur Kirche steigern, viele, verständnisvolle und schweigsame Kirchenmitglieder, auch viele Jugendliche, die bekennend beten, hoffen und leiden, unglaublich engagierte Laien, die sich auf vielfältige Weise ehrenamtlich einbringen. Nicht zuletzt aber unzählige Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, die ihrer Berufung und ihrem Dienst in der Kirche Gottes treu sind, ja die Kirche mehr als sich selbst lieben. Der Weg des Evangeliums heute ist der Weg des Christseins in der säkularen Gesellschaft. Fürchten brauchen wir uns davor nicht, denn wir sind – wie der Hl. Paulus sagt – mit Christus gekreuzigt worden, leben nicht mehr selbst, sondern Christus lebt in uns. Auch deshalb müssen wir die Kirche lieben, weil sie von Christus geliebt worden ist!
Andreas Henckel von Donnersmarck
Vorsitzender des Katholischen Familienverbandes Kärnten
Veröffentlicht in der Kirchenzeitung SONNTAG, 27. Jänner 2019