Geht es ums Kindeswohl oder die Wirtschaft?
Im Entwurf des neuen Kärntnerbildungs- und betreuungsgesetztes bleibt es beim Schlüssel von 1:5 im U3-Bereich – eine Betreuerin auf fünf Kleinkinder.
In vielen Einrichtungen werde unter „utopischen Bedingungen“ gearbeitet. Es werde „Krisenmanagement“ betrieben, sagt die Leiterin einer elementarpädagogischen Bildungsstätte. Von Bildung könne trotz gut ausgebildeten und motivierten Personals, keine Rede sein.
Gemessen an der von Experten erstellten Kinderbetreuungs-Ampel lässt sich in vielen Einrichtungen Gefährdungspotential aufdecken.
Fragt sich, ob es bei der politischen Steuerung, für alle U3-Kinder einen Betreuungsplatz sicher zu stellen, tatsächlich um Kindeswohl geht oder nicht vielmehr die Wirtschaft den Nutzen hat.
Was das Beste für Kleinkinder ist, ist belegt: vertrauensvolle, liebevolle und stabile Bindung.
Viele Mamas, die ihre Kleinkinder selbst betreuen, fragen sich: Wie kann es sein, dass Eltern, die sich entscheiden, baldmöglichst wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen, die Betreuung ihrer Kleinkinder in einer „Bildungseinrichtung“ gratis bekommen, während sie für die Betreuung ihrer Kinder keine vergleichbare Unterstützung erhalten.
Bei aller Wertschätzung die Familien in Sonntagsreden erfahren, ist ein politischer Wille, sie in ihrer Autonomie und als Erziehungsinstanz zu stärken, nicht zu erkennen. Es wäre hilfreich zu ermitteln, wie viele Eltern sich entschließen würden, ihre Kinder in den ersten Lebensjahren selbst zu betreuen, sofern die von der öffentlichen Hand für die Fremdbetreuung aufgewendeten Gelder, ca. € 1.500 pro Kind/Monat, nicht in die Institutionen investiert, sondern an die Eltern selbst ausgezahlt würden.
Eine finanzielle Absicherung würde die Systemrelevanz von Familien stärken, eine Spaltung der Elternschaft wegen der ungerechten Ungleichbehandlung beseitigen und zugleich die Betreuungseinrichtungen entlasten.
Gudrun Kattnig
veröffentlicht als AUSSENSICHT in der Kleinen Zeitung am 1. Dezember 2022