Fragen, die Kinder zur Politik stellen
Viele Familien verfolgen das politische Geschehen mit großer Spannung. Es ist wie im Krimi. Auch der 10 jährige fragt nach der Zeitung, betrachtet die Gesichter, stellt Fragen. Schonungslos. Aufdeckend. Warum lügen die so lange? Warum handeln Politiker so? Die Wahrheit kommt doch ans Licht, auch wenn Dinge lang her sind. Am Tag des Birnbacher-Geständnisses war es für einen Moment, wie wenn ein Vorhang kurz aufreißt und Licht in einen Raum fällt: jetzt werden alle auspacken, nicht länger täuschen, nun beginnt etwas Neues, ja, sie sind sich als vom Volk gewählte Politiker wirklich ihrer Verantwortung bewusst. Aber bereits am nächsten Tag gewohnte Klänge. Niemand hat etwas gewusst. Nur die anderen sind schuld. Wie erklärt man das Kindern? Wie vermittelt man Respekt? Am ehesten, in dem Menschen mit öffentlichen Aufgaben nicht autoritär, sondern echte Autoritäten sind. Uneigennützig handelnd, auf das Wohl der Gemeinschaft, der Familien und vor allem der Kinder bedacht, deren Zukunft im Blick. Nicht in die eigene Tasche wirtschaften, keine Freunderlwirtschaft. Kinder sehnen sich nach Vorbildern, die ihnen Modell sein können, die sie in ihrer Authentizität faszinieren und zu leiten verstehen. Aber wem kann man glauben? Wen wählen? Was nützen schon Neuwahlen? Wie unterscheiden wer ehrlich ist und wer nicht? Edith Stein sagte, Politiker sollten nur ein kleines Gehalt bekommen. Dann würden nur diejenigen dort sein, die sich einen weiten Horizont bewahren und denen die Menschen wirklich ein Anliegen sind. Aber wer kann noch etwas mit dem Begriff „mündelsicher“ anfangen? (Wäre spannend zu sehen, wer nach 3 Monaten mit Kärntner Durchschnittsgehalt noch dabei wäre.) Kinder wünschen und brauchen für ihre Zukunft, dass Erwachsene (Politiker) sich in wichtigen Belangen über alle Parteigrenzen hinweg gemeinsam für bestmögliche Bedingungen einsetzen. Dass sie gute Ideen vorantreiben, auch wenn die nicht aus eigenen Reihen kommen. Dass sie sich wirklichen Werten – außerhalb ihrer selbst - verpflichtet wissen. Dass die Qualität ihrer Arbeit sich parteiübergreifend in mutigem Handeln beweist. Dass alle Maßnahmen und Gesetze grundsätzlich im Blick auf die Zukunftsverträglichkeit der nächsten Generation bedacht und beschlossen werden. Und um die geht es immer. Gerade Familien mit eher kleinerem Einkommen und Kindern müssen derzeit massiv Kürzungen bei Familienleistungen in Kauf nehmen – obwohl gerade sie besonders wertvolle Arbeit für die Gesellschaft leisten. Für die Partei-Bereicherungsversuche und Profilierungsgehabe ist kein Verständnis vorhanden. Von aufräumen und neu ordnen ist die Rede. Dürfen wir den Kindern vermitteln, dass sie darauf vertrauen können? Wie war das noch? Am Ende kommt immer die Wahrheit ans Licht.
Gudrun Kattnig
veröffentlicht in der Kleinen Zeitung am 03.08.2012