Katholischer Familienverband: "Familie bleibt unersetzlich"
Vorsitzender Peter Pitzinger verweist auch auf familienpolitische Erfolge. So wurden mit 1. Jänner die Familiengelder valorisiert, wertangepasst, das war eine langjährige Forderung. Eines der Anliegen ist für Pitzinger, dass im Sinne der Wahlfreiheit bei Kleinkindern die Eltern entscheiden können, ob sie in institutionellen oder in familienähnlichen Einrichtungen betreut werden. Wermutstropfen sei es daher, dass der begehrte Omadienst des Katholischen Familienverbandes seitens des Landes nicht finanziell untersützt wird. Auch die Themen Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung sind wichtige Themen.
St. Pöltnerin neue Vize-Präsidentin des Katholischen Familienverbandes
Bei der Jahreshauptversammlung in St. Pölten wurde mit Ulrike Blanckenstein auch die neue Vizepräsidentin vorgestellt. Blanckenstein lebt in St. Pölten und arbeitet als Pädagogin.
Foto (Wolfgang Zarl): Britta Brehm-Cernelic (Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes Österreichs) und Ulrike Blanckenstein mit Familienverbands-Präsidenten Peter Pitzinger bzw. Familienverbands-Vorstand.
Vermittlung bleibender Werte
Einen inhaltlichen Impuls gab Prof. Josef Spindelböck, Geistlicher Assistent des Familienverbandes, zum Thema „Familie heute als Vermittlerin bleibender Werte“. „Im familiären Leben und insbesondere in der Erziehung der Kinder geschieht Wertevermittlung. Ohne diese wertmäßige Basis kann die Gesellschaft als solche, aber auch deren hauptsächliche Institutionen wie Staat, Kirche und Glaubensgemeinschaften nicht auskommen und sich gedeihlich entwickeln“, so Spindelböck. „Was aber sind Werte?“ Der Moraltheologe sagt dazu: „Möglichst erfahrungsnahe kann hier alles miteinbegriffen werden, was uns wertvoll, also bedeutend und wichtig erscheint und ohne das wir auf Dauer als Menschen nicht auskommen können. Es geht um um die Verwirklichung des Guten, indem der Mensch sich in Freiheit dafür entscheidet und seine Verantwortung wahrnimmt.“
Die Kinder werden durch die Eltern in Wort und Beispiel zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen aufgefordert und ermutigt. Stabile Grundhaltungen des sittlich Guten im Sinne des Erwerbs der Tugenden werden grundgelegt, die für das Lebens unerlässlich sein. Spindelböck betont: „Wir brauchen gute Ehen und Familien!“
Sozialprinzipien
Im Folgenden geht Prof. Spindelböck auf die Sozialprinzipien ein, also auf die Personalität, das Gemeinwohl, die Solidarität, die Subsidiarität und auch auf die Nachhaltigkeit. Sie sind für das gesellschaftliche Leben unverzichtbar und zeigen auf, wie wir uns als Personen in einem sozialen Bezug entfalten und bewähren sollen. Ihre Grundlegung und erste praktische Anwendung erfolgen im Rahmen der Familie.
Personalität: In der Familie wird jede und jeder in seinem Eigensein angenommen, und dies ohne Vorleistungen, d.h. bedingungslos. Gerade für die Kinder ist es von Anfang an wichtig, dass sie sich als mit Liebe beschenkt erfahren. Nur dann entwickelt sich das Urvertrauen und können die Kinder auch selber eine Antwort der Liebe geben. Sie sind in der Lage, andere Personen in ihrem Eigenwert und in ihrer unveräußerlichen Würde zu achten.
Gemeinwohl: Das Gemeinwohl ist mehr als die Summe der Einzelinteressen. Dort, wo unter Achtung der personalen Würde und Rechte das Gemeinsame gesucht wird, entsteht eine organische Ganzheit, die wiederum zum Wohl der Einzelpersonen beiträgt. Ehe und Familie sind in diesem Sinne eine Schule der Humanität, weil jeder lernt, auf den anderen Rücksicht nehmen und auf dessen Bedürfnisse einzugehen. Leitend sind Liebe und Gerechtigkeit.
Solidarität: Hier geht es um den Zusammenhalt innerhalb der Familie und dann auch in der Gesellschaft. Da sich die Sozialprinzipien gegenseitig erhellen und interpretieren, wird so dem Prinzip der Personalität und des Gemeinwohls Rechnung getragen. Die Familienmitglieder sind bereit, miteinander Lasten zu tragen und einseitige Vorteile zu vermeiden. Sie halten zusammen und „gehen durch dick und dünn“. Gesellschaftliche Solidarität, welche die Schwächsten und Ärmsten nicht vergisst, wird zuerst in der Familie erlernt. Während sich die Verantwortung jedes einzelnen für sich selbst auf das Personalitätsprinzip gründet, ist die Verantwortung füreinander ein Ausdruck gelebter Solidarität. Die Ehegatten stehen füreinander ein, indem sie sich die Treue versprechen und diese auch leben, „in guten wie in bösen Tagen“. Sie nehmen ihre Kinder in Liebe an und wissen sich für sie verantwortlich, sodass diese dann später selber Verantwortung für sich und andere übernehmen können.
Subsidiarität: Der eigene Beitrag jeder Person bzw. einer kleineren gesellschaftlichen Einheit ist anzuerkennen und zu ermöglichen. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe, nicht um Bevormundung oder Zentralismus. Familiäre Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden unter Achtung der jeweiligen Personen und Kompetenzen zu einem Ausgleich geführt, der den einzelnen eine bestmögliche Entfaltung ihrer Talente sowie gegenseitige Hilfeleistung und Unterstützung ermöglicht. Die Eigenrechte und die Eigenverantwortlichkeit der Ehen und Familien sind insbesondere im Bereich der Erziehung und des religiösen Lebens auch von übergreifenden Institutionen wie Staat und Kirche zu achten. Das Bekenntnis zu familiärer Wahlfreiheit in Bezug auf unterstützende Formen außerhäuslicher Erziehung gründet sich auf das Subsidiaritätsprinzip.
Nachhaltigkeit: Die Familie als soziale Grundeinheit weist eine Konstanz auf, insofern die Ehe ein Bund für das Leben ist und die Verbindung der Kinder zu den Eltern auch dann nicht abreißen soll, wenn sie selber dauerhaft außer Haus sind und eine eigene Familie begründen. Ein ökologisch verantwortlicher Lebensstil wird in der Familie erlernt und hilft zur Begründung von Nachhaltigkeit im gesellschaftlichen und politischen Leben. Kinderfreundliche Familien halten nicht nur die Bevölkerungszahl aufrecht (d.h. sie ermöglichen das physische Überleben eines Volkes bzw. der Gesellschaft), sondern es wird auch die Qualität der Beziehungen insgesamt auf eine nachhaltige Grundlage gestellt, wenn die Würde der Personen in Liebe und Gerechtigkeit geachtet und gefördert wird. So verbindet sich die Ökologie mit einer recht verstandenen Humanökologie.
Wie diese knappe Skizze zeigen konnte, ist die Familie als solche unersetzlich.
Eine spannende Gesprächsplattform: Der Katholische Familienverband der Diözese St. Pölten.