Mein erstes Jahr mit Baby Marlene
Die anstrengende erste Zeit
Irgendwie habe ich mich in Gedanken immer nur bis zum Ende der Schwangerschaft vorbereitet und hatte großen Respekt vor der Geburt – dass es danach erst so richtig losgehen würde, daran habe ich komischerweise nicht allzu viele Gedanken verschwendet. So oft habe ich im Vorfeld gehört „Genieße die erste Zeit – da schlafen alle Babys sowieso den ganzen Tag lang!“. Wickeln, stillen & Co. – ich hatte gefühlt schon alles im Geburtsvorbereitungskurs gehört. Von den (vielen) Schattenseiten hat so gut wie niemand etwas verraten.
Hallo Babyblues!
Überforderung, Unsicherheit, Energielosigkeit, Erschöpfung, Schlafmangel – gerade die ersten Wochen waren im Nachhinein gesehen tatsächlich Horror. Zum Glück ist man anfangs aber so vollgepumpt mit Hormonen, dass man das nicht als so schlimm empfindet. Erst nach und nach wird einem bewusst, wie sehr die körperliche Anstrengung auch auf die Psyche schlägt. So oft kamen mir die Tränen und gleichzeitig ein unfassbar schlechtes Gewissen: Ich hielt mein wunderschönes, gesundes Mädchen in meinen Armen – ein absolutes Wunschkind – und trotzdem war ich absolut traurig und niedergeschlagen. Stillen während meine Freunde gemütlich zusammen saßen, wickeln während alle anderen miteinander Gespräche führten, mit dem Baby am Arm im Restaurant auf und ab gehen, während meine Familie ihr Essen genoss – irgendwie hatte ich mir das mit dem Baby doch anders vorgestellt. Von dem von der Gesellschaft aufdiktierten romantischen ersten Babyjahr war ich in Gedanken ganz weit weg.
Alles rosa auf Instagram & Co
Was die Sache noch schlimmer machte: Die übertrieben positive Darstellung vom Mama-sein auf Social Media. Während des Stillens hatte ich täglich doch so einige Stunden Zeit und habe diese „genutzt“, in dem ich durch meinen Instagram-Feed gescrollt habe. Ein wunderschönes Foto nach dem anderen, auf dem die anderen ihren perfekten Mama-Alltag zeigten. Auch wenn mir bewusst ist, dass im Jahr 2020 fast kein einziges „echtes“ Foto mehr auf Instagram zu sehen ist, über jedem ein bzw. mehrere Filter liegen und ohnehin nur kleine schöne Einblicke gezeigt werden – in solchen Momenten hat mich das doppelt getroffen.
Es ist alles nur eine Phase, es wird besser!
Was mir in solchen Momentan am meisten geholfen hat? Zum einen die Unterstützung meiner Familie, die mit Marlene spazieren gegangen ist, damit ich kurz schlafen oder duschen konnte – und zum anderen das gute Zureden von meinen Mama-Freundinnen. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich von meiner besten Freundin den Spruch „Es ist alles nur eine Phase, es wird besser!“ gehört habe – aber er stimmt tatsächlich und ist mittlerweile ein kleines Mantra für mich geworden.
Jeder Entwicklungssprung ist irgendwann vorbei, jeder Zahn hat es irgendwann nach draußen geschafft – bis dann der nächste kommt. Dazwischen heißt es „Durchatmen und die Zeit genießen!“. Ebenfalls sehr hilfreich fand ich den Gedanken, dass Marlene nie wieder so klein sein wird und mich nie wieder so sehr brauchen würde wie in diesem Moment.
Voller Freude ins zweite Jahr
Irgendwann wird es tatsächlich besser! Bei uns war es fast pünktlich zum ersten Geburtstag soweit. Ob die Hormone wieder im Gleichgewicht waren, ich körperlich wieder fitter war, die Unsicherheit zurückgelassen und den Perfektionismus (was ist bitte ein perfekter Haushalt?) über Bord geworfen hatte – woran es gelegen hat, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Fürs nächste Kind weiß ich, dass alles zeitlich begrenzt ist – und es von Monat zu Monat schöner wird.
Mittlerweile ist Marlene 16 Monate alt und ich merke, wie sehr ich mich selbst verändert habe. Ich bin viel gelassener, stressresistenter und tatsächlich erwachsener geworden. Selbst wenn Marlene wieder eine anstrengende Phase hat, weiß ich – ich muss tief durchatmen und immer wieder mein Mantra wiederholen „Es ist alles nur eine Phase, es wird besser!“. Denn eines ist ganz sicher: Das Leben mit Kind ist so erfüllend und ich würde nie wieder mit meinem alten tauschen wollen!