OMA WUNDERLICH
Ich entdecke und beobachte mit großer Freude was er wieder Neues gelernt hat. Die Schritte seiner Entwicklung kommen mir riesig vor. Jonas ist jetzt 1 ½ Jahre alt und flink wie ein Wiesel unterwegs. Nichts ist vor seinem Entdeckungsdrang und seiner Neugierde sicher. Er kennt schon so viele Dinge, versteht mich, wenn ich ihm etwas erzähle oder ihn um etwas bitte. In seinen Bilderbüchern findet er alle Druckpunkte, bei denen er etwas in Gang setzen kann, zeigt mir Katzen, Hunde, Kühe, Blumen, Bienen, Schuhe, Traktoren, Mäuse, ... Ihr merkt schon, Jonas ist wirklich ein kleines Wunderkind.
Mit dem Reden ist es noch etwas schwierig, Jonas plaudert fröhlich vor sich hin und ich habe, wenn er nicht auf etwas hindeutet, keine Ahnung, was er mir erzählt. Wenn dann manche Worte verständlich bei mir ankommen, haben wir beide viel Freude daran und es motiviert Jonas sich, besonders zu bemühen und Worte nachzusprechen. Momentan vergrößert sich der Wortschatz explosionsartig. Ich finde es auch so entzückend, wenn ich ihn etwas frage und er dann ein wenig überlegt und sehr höflich, fast feierlich „ja“ sagt.
Gleich und gleich gesellt sich gerne
Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als wir schon Kinder hatten und viele unserer Freunde noch nicht. Da wurde uns schmerzlich bewusst, dass wir mit unseren neuen Themen nicht abendefüllend ankommen. So wie wir uns damals neue Freunde in der gleichen Lebenssituation gefunden haben, so zieht es mich auch jetzt zu den Omas hin, bei denen ich mir erwarten kann, dass sie die Fortschritte meines Enkerls richtig zu würdigen wissen. Wir können dann miteinander über besonders lustige Erlebnisse mit unseren Kleinen lachen, uns austauschen und ein wenig angeben.
So kommt es vor, dass wir nach der Chorprobe noch ein Gläschen gemeinsam trinken und die routinierten Omas und sogar Opas zu erzählen beginnen. Wer weiß die tollsten Geschichten, was haben die Enkelkinder wieder bemerkenswertes geleistet und wie entzückend sind ihre neuesten Meldungen. Für nicht Omas ist dieses Thema schnell erschöpft, sie finden es auch nicht besonders aufregend, wieder ein Foto oder Video irgendeines Kindes zu sehen.
Enkel sind anders! Warum ist das so?
Jede Oma weiß, dass ihre Enkel die süßesten und klügsten Kinder aller Zeiten sind. Ich frage mich warum ist das so?
Es muss wohl diese besondere Beziehung sein, die entsteht, wenn sich ein Kind mit großer Offenheit und Vertrauen uns zuwendet. Das ist ein großes Geschenk das wir einfach so bekommen, ein Geschenk, das unsere Liebe übergroß werden lässt. Es entwickelt sich eine lebenslange, herzenswarme Bindung. Ich bin für dieses Geschenk sehr dankbar!
Empathie und Urvertrauen
Es ist in der Natur angelegt, dass uns das Schutzlose, Wehrlose, Hilflose anrührt, wir fühlen uns verantwortlich, nehmen es in Schutz, wollen es behüten. Diese Empathie empfinden auch kleine Kinder, sie fühlen Leid oder Unrecht. Ohne es benennen zu können, haben sie Mitleid mit jemandem, der sich wehgetan hat oder mit einem weinenden Baby.
Wenn Kinder die Erfahrung machen dürfen, dass es Eltern, Großeltern, Freunde, ... gut mit ihnen meinen, dann können sie auch gut zu anderen sein. Fühlen sich Kindern in der Familie angenommen, bedingungslos geliebt und geborgen, dann können sie ein Urvertrauen aufbauen, mit dem sie gestärkt und mutig die Welt entdecken.