Jonas und sein bester Kumpel
Jonas und Richi wissen glaube ich schon, wenn sie etwas machen, das nicht in Ordnung ist. Darum verhalten sie sich in so einem Fall besonders ruhig. Es wird vermutet, dass es Richi war, der auf sein Stockerl geklettert ist und mit dem Zahnputzbecher das Wasser vom Wasserhahn auf den Boden geleert hat. Nach dem alles wieder trockengelegt war und sich die Mamis wieder in Sicherheit wiegten, versuchte Jonas es seinem Freund gleich zu tun und setzte das WC unter Wasser.
Spiegel und Schwamm
Jonas ist ein sehr guter Beobachter. Er schaut sich genau an, was die Erwachsenen so machen. Ob das Körperhaltungen, Handbewegungen, Mimik oder Tätigkeiten sind, er ist wie ein Schwamm und saugt alles in sich auf. Es ist für mich oft so, als würde mir ein Spiegel vorgehalten, wenn ich mich selbst oder andere Familienmitglieder in Jonas wiedererkennen. Fertigkeiten, die er sich so aneignet erstaunen mich immer wieder. Jonas geht z.B. die Stiege freihändig hinauf und beim Hinuntergehen muss ich ihn schon sehr überzeugen, dass er mir die Hand gibt. Auch beim Essen mit Besteck wird er immer geschickter. Der Saustall rund um seinen Hochstuhl ist schon fast nicht mehr wahrzunehmen.
„Die Guten ins Kröpfchen, die anderen bekommt Oma“
Jonas liebt Obst und unterstützt mich sogar schon, wenn wir einen Obstsalat machen. Er bekommt dazu von mir ein kleines Schneidbrett und das Obst so vorbereitet, dass es ihm nicht davonrollen kann. Mit seinem kleinen Kindermesser schneidet er die Erdbeeren, Bananen oder Äpfel in kleine Stücke. Mit viel Hingabe und Druck. Er weiß auch genau, welches Obst ihm am besten schmeckt. Aus dem Obstsalat werden als erstes die Ananas und Erdbeeren gefischt, zwischendurch gibt er sich sozial und „verfüttert“ die Stücke, die ihm nicht so schmecken, an mich.
Ich bin du – hä?
Versuche einmal einem Kind den Unterschied zwischen ich und du zu erklären, das kann nicht funktionieren. Wenn Jonas etwas möchte, sagt er „du“ und meint damit „ich“. Wenn ich nachfrage sage ich wieder: „du möchtest?“. Es ist einfach zu verwirrend. Wenn ich dann versuche auf mich zu deuten und „ich“ sage und auf Jonas und „du“ sage, meint er wieder, er ist „du“. Selbst wenn ich versuche, das jetzt verständlich aufzuschreiben, scheitere ich hoffnungslos.
Wenn aber Jonas versucht seinen Willen durchzusetzen, ist es egal ob er weiß, dass er, Jonas, sich „ich“ nennen muss, damit sich die anderen auskennen. Das bekommen wir dann schon mit.
Rhythmus im Blut - „M-sik“
Unsere Familie ist sehr musikalisch, wir alle singen gerne und summen quasi ständig irgendwelche Ohrwürmer. Auch Jonas hat den Rhythmus im Blut, wenn er Musik hört, die ihn anspricht, sieht man ihm das sofort an, er beginnt mit den Händen zu klatschen, mit dem Kopf zu wippen und fängt gleich an zu tanzen. Besonders beliebt sind bei Jonas die wunderbaren Kinderbücher, bei denen man auf einen Punkt drückt und dann die Melodie eines Kinderliedes erklingt. Unzählige Male hintereinander singen wir (hauptsächlich ich) „Fuchs du hast die Gans gestohlen“, „Backe, backe Kuchen“, „Bruder Jakob“, „Alle meine Entlein“, „Summ, summ, summ“, ... Wenn wir Großeltern und Jonas Tanten gemeinsam beginnen voller Begeisterung „Hey, hey Wickie“ zu singen, geht ein Strahlen über Jonas Gesicht, das uns motiviert gleich noch einmal von vorne zu beginnen.
Knöpfe – Tasten – Töne
In unserem Arbeitszimmer steht ein E-Piano, das eine große Anziehungskraft ausübt. Schon lange gehen wir immer wieder zum Klavier. Jonas kennt den Knopf, mit dem es eingeschaltet wird und drückt dann immer wieder die kleinen Knöpfe, die wie für seine Finger gemacht sind. Er hört, wenn sich der Klang verändert, von Klavierklang zu Orgelklang, von hoch zu tief. Mittlerweile bedient er die Tasten nicht mehr mit den ganzen Händen sondern drückt sie einzeln. Mit mir machen wir eher Klangexperimente und singen Töne nach. Mit seinem Opa geht so richtig die Post ab, weil der super fetzig Klavier spielen kann.