Eins ist keins
Für mich stellt sich an diesem Nachmittag immer wieder aufs Neue die entscheidende Frage: Welchem Enkelkind wende ich meine Aufmerksamkeit zu und wie schaffe ich es, die anderen nicht aus den Augen zu lassen. Oberstes Ziel ist: Wie kommen wir unfallfrei durch den Nachmittag?
Die Ausgangslage
Gabriel hat am Vormittag eine Impfung bekommen, es klebt an beiden Oberschenkeln ein Pflasterl. Er kommt mir etwas fiebrig vor und ist weinerlich. Das macht es nicht gerade einfacher. Lenie möchte immer gehen – alleine schafft sie das noch nicht, also soll ich mit ihr in „rückenfreundlicher“ Haltung durch die Wohnung marschieren. Jonas sucht sich gerne solche Spiele aus, die durch ihre kleinen Teile eine Gefahr für Schwester und Cousin darstellen.
Angriff der Krabbelmonster
Die Kleinen sind mobil und an allem interessiert. Wenn Jonas etwas baut, bastelt oder spielt, werden sie magisch angezogen und schon kommen sie angekrabbelt und gelaufen. Dadurch fühlt sich Jonas natürlich bedroht. Wenn er in ein Spiel vertieft ist, versinkt er in seiner Welt. Da kann er den Angriff eines „Krabbelmonsters“ gar nicht brauchen. Ich kann Jonas Ärger verstehen und versuche die Kleinen abzulenken. Wenn es dann aber doch passiert, dass sie ihm zu nahekommen oder ihm gar etwas weg nehmen wollen, verteidigt sich Jonas instinktiv. Er ist Lenie und Gabriel natürlich haushoch überlegen und wehrt sie oft so grob ab, dass sie hinfallen, sich weh tun und weinen. Dann muss ich natürlich mit Jonas schimpfen. Er entschuldigt sich bedrückt bei den kleinen Störenfrieden, allerdings heißt das nicht, dass er sie bei der nächsten Attacke nicht wieder weggeschubst.
So geht das aber nicht. Ich schicke Jonas zu seiner Mama und den Tanten, dort spielt er dann in aller Ruhe mit seinen Autos und ich kann mich den Kleinen widmen.
Kuscheln, Catchen, Spaß und Tränen
Lenie und Jonas lieben sich heiß, gehen aber oft nicht zimperlich miteinander um. Sie haben eine Menge Spaß, wenn sie miteinander kuscheln oder „raufen“. Lenie fährt Jonas mit dem Finger ins Auge, Jonas catcht sich auf Lenie drauf. Ich kann gar nicht hinsehen. Sie sind quietschvergnügt bis das unvermeidliche Ende mit Tränen kommt. Das ist eine gute Übung für die Kinder und gleichzeitig für meine Nerven.
Ich weiß, was ich will
Unsere Enkelkinder zeigen uns sehr genau was sie essen wollen und was nicht. Auch wenn die Kleinen noch keine richtigen Worte sprechen können, kennen wir uns aus. Bei Gabriel heißt das eindeutig „mam“. Um sicher zu gehen, dass wir auch wissen was er will, zeigt er mit seinem kleinen Zeigfinger eindringlich in die Richtung des begehrten Objektes. Nachdem Gabriel bei uns übernachtet hat, verweigert er beim Frühstück doch glatt den leckeren Porridge mit Obststückerl. Was er will ist klar: Mein Mann hat ein Stück Schokoladekuchen und genau das hat es auch Gabriel angetan. Irgendwie weiß ein Kind, was lecker und gleichzeitig nicht allzu gesund ist.
Lenie dreht, wenn sie das Angebotene nicht will, einfach den Kopf weg oder wirft es auf den Boden. Mit ihren kleinen Fingern sucht sie sich aus der Mahlzeit das heraus, was ihr schmeckt. Jonas Essgewohnheiten haben sich schon sehr gewandelt. Früher hat er fast alles gegessen. Jetzt wählt er sehr genau aus, was er mag. Den Armen hat eindeutig eine „Gemüseallergie“ erwischt. Sorgfältig klaubt er kleine Fuzzelchen von Karotten oder Schnittlauch aus oder er ernährt sich nur mehr von „nackten“ Knödeln und Nudeln. Er behaupte zwar immer: „Ich liebe Brokkoli!“- Sehr viel davon, isst er jedoch trotzdem nicht. Früher hat Jonas auch Rosinen geliebt. Auf solche Aussagen kann man sich jedoch nicht verlassen. Bei seinem Geburtstagskuchen hat er die Rosinen (wie sein Papa) aussortiert.