In der Weihnachtsbäckerei - ein Großkampftag
Jede von uns dreien bereitet am Vortag einen oder mehrere Teige vor. Meine Tochter mit ihren Kindern Jonas (3 J./3 Mon.) und Lenie (gut 1 J.) und ich brechen gemeinsam am vereinbarten Backtag um 8.00 Uhr auf. Der Kofferraum ist vollgestopft mit Backutensilien und Lenies „Learning Tower“ (das ist ein Stockerl mit Geländer, auf das die Kleinen hinaufklettern können, damit sie gut auf die Arbeitsfläche sehen). Unser Ziel ist die große Küche mit kindersicherem Umfeld von Gabriels (1 J./4 Mon.) Mama. Meine Mädels sind sehr motiviert und stürzen sich gleich über die Linzeraugen. Ich ziehe vorerst mit meinen drei Enkerln ins Kinderzimmer ab.
Einfach nebenbei geht gar nichts
Allzu schnell sind die Kinder neugierig, was sich da in der Küche abspielt und wir übersiedeln. Die zwei Kleinen auf ihren Learning Towers „helfen“ ihren Mamas voll Eifer. Was gibt es Schöneres als mit Teig zu spielen und Mehl zu verstreuen. Ich bin inzwischen mit Jonas am Werken. Auf dem Esstisch rollen wir den Lebkuchenteig aus, stechen die verschiedensten Formen aus, streichen sie an und backen sie. Jonas versteht ganz gut, dass die Formen knapp nebeneinander ausgestochen werden sollen. Das klappt meistens, allerdings ist es viel schöner immer genau in der Mitte einer großen Fläche zu beginnen. Jonas hat schon eine ordentliche Portion Konzentration, Ausdauer und Geschick. Als er ein Herz aussticht, sagt er: „Das ist für meine Mama, weil sie habe ich so lieb.“
Verschnaufpause – von wegen
Zu Mittag wärmen wir schnell das Essen auf, das ich vorgekocht und mitgenommen habe. Komischerweise wollen die Kinder allesamt nichts essen. Womöglich haben sie zu viele Kekse stibitzt. Lenie und Gabriel sind müde, ihr Mittagsschlaferl steht an. Ursprünglich haben wir gedacht, wenn die Kleinen schlafen, machen auch wir ein wenig Pause. Als wir aber die noch gut gefüllten Teigdosen, den Saustall und das vor uns liegende Arbeitspensum betrachten, ist uns klar, eine Rast ist nicht drinnen. Also nützen wir die Zeit, in der die zwei kleinen Rabauken schlafen. Wir sind wirklich fleißig und ein Blech nach dem anderen wandert in den Ofen und wieder heraus. Ich bekomme die Aufgabe zugewiesen Linzeraugen, Linzerkipferl und „Non plus Ultra“ mit Marmelade zusammenzukleben. Mittlerweile sind die Kleinen wieder aufgewacht und abwechselnd oder auch gleichzeitig schauen sie bei mir vorbei. Ich soll mit klebrigen Fingern so nebenbei auch noch kletternde Kleinkinder vor dem Absturz unter den Tisch bewahren. Entspannung fühlt sich anders an.
Alle drei spielen so schön miteinander
Eigentlich sollten wir es besser wissen. Wenn es besonders ruhig und friedlich zugeht und die Kinder weder zu hören noch zu sehen sind, dann sollte man schnell nachschauen was sie anstellen. Stattdessen freuen wir uns naiv über den friedlichen Moment, da alle drei im Kinderzimmer miteinander spielen. Wir fühlen uns ungestört und bringen echt etwas weiter. Als dann auf einmal Lenie brüllt und mit einer Beule am Kopf getröstet wird, entdecken wir das Desaster im Kinderzimmer. Jonas hat heimlich aus dem Wohnzimmer alle Spielsachen die er dort gefunden hat zu den Kleinen gebracht, die haben diese flächendeckend im Kinderzimmer verteilt. Im Nachhinein haben wir wohl länger aufgeräumt als die Ruhe genossen.
Die Lage eskaliert
Die Kinder bekommen langsam einen Lagerkoller, da sie den ganzen Tag nicht an die frische Luft gekommen sind. Wir Bäckerinnen haben Kreuzweh, sind müde und die Küche gleicht einem Schlachtfeld. Gabriels Papa kommt von der Arbeit nachhause und bekommt gleich an der Haustür seinen Sohn in die Hand gedrückt, um mit ihm spazieren zu gehen. Wir versuchen in der Zwischenzeit noch ein wenig Ordnung zu schaffen, teilen die fertigen und halbfertigen Kekse auf und packen die Restteige ein. Jede von uns nimmt noch einen ordentlichen Arbeitsauftrag mit nach Hause.
Die Erkenntnis für das nächste Jahr: Nicht zu viel vornehmen, kleinere Einheiten und für Kinderbetreuung (Opa und Papas) sorgen.