Ein zauberhafter Sternenhimmel
Ich freue mich schon seit dem Heiligen Abend darauf, Jonas wieder einmal ins Bett bringen zu dürfen, um diesen Zauber zu erleben. Einige Tage nach Weihnachten ist es so weit, meine Hilfe ist gefragt. Nachdem ich Jonas schon eine Weile nicht mehr mit allen Abendritualen ins Bett gebracht habe, bin ich ganz überrascht, wie klaglos das Zähneputzen funktioniert. Jonas ist jetzt wirklich schon ein Großer.
Vorverhandlungen
Dann treten wir in die Verhandlungsphase. Jonas Mama hat mich vorgewarnt, ich soll mir die Anzahl der vorzulesenden Geschichten vorher ausmachen, damit es danach nicht zu großen Diskussionen kommt. Jonas hält seine Hand in die Höhe und zeigt mir vier Finger: „Eins, zwei, drei, vier Geschichten aus dem Buch“. Das Buch „365 Geschichten für das Jahr“ ist momentan der Renner. Für jeden Tag eine kurze Geschichte ist in Jonas Augen zu wenig, darum verhandelt er täglich, wie viele es sein sollen. Zur Auswahl der Geschichten gibt es ein Ritual, – einfach der Reihe nach wäre langweilig. Ich fächere die Seiten auf und lasse die Seiten durch meine Finger gleiten. Jonas streckt seinen Zeigerfinger vor und sticht zwischen die Seiten hinein. So wird die Entscheidung gefällt, was ich vorlesen darf. Ok, wir legen los. Mit dem kleinen Nachtlicht auf dem Kopfteil des Bettes ist es etwas schummrig im Zimmer. Meine Augen sind nicht mehr die besten und ich muss mich sehr konzentrieren, damit ich halbwegs flüssig lesen kann. Irgendwie schaffe ich es und wir arbeiten unsere vier Geschichten ab. Aber dann kommt das Wichtigste. Erst drehen wir das Licht ab und genießen kurz den Sternenhimmel. Dann sagt Jonas:
„Oma, jetzt eine Mundgeschichte“
Ich weiß schon Bescheid was eine Mundgeschichte ist. Das ist eine Geschichte, die nirgends aufgeschrieben ist, eine erfundene Geschichte, nur mit dem Mund erzählt. Mein Mann und mein Schwiegersohn sind sehr kreativ im Erfinden von Geschichten. Mir fällt das nicht so leicht, darum habe ich den Tipp meiner Tochter beherzigt, Jonas zu fragen was in der Geschichte vorkommen soll. So bekomme ich einen Anfang und der Rest entwickelt sich dann schon.
Also frage ich: „Jonas, was soll denn in der Geschichte vorkommen?“ Jonas ist nicht verlegen und sagt wie aus der Pistole geschossen: „Keine Menschen und keine Tiere.“ Na, das hilft mir jetzt nicht besonders weiter. Mit fällt eine alte Teekanne ein und obwohl in der Geschichte eine Oma (eigentlich ein Mensch) vorkommt, ist Jonas zufrieden. Weil EINE Geschichte bekanntlich KEINE Geschichte ist, kommt natürlich die Bitte: „Oma noch eine Geschichte!“ Dieses Mal soll sie von einem Baustein handeln. Ich merke, da muss ich eindeutig noch üben, das kann noch besser werden!
La le lu
Das letzte Ritual vor dem Einschlafen ist das Lied: „La le lu, nur der Mann im Mond schaut zu“. Meine Tochter hat mich vorher gefragt, ob ich den Text kann. Meine selbstsichere Antwort war: „Natürlich kann ich La le lu“. Als ich bei Jonas zu singen beginne, ist er schon sehr müde, es fallen ihm bereits die Augen zu. Ich komme während des Singens drauf, dass ich nur den Refrain des Liedes kann, der Zwischenteil mit dem Sandmann ist mir nicht geläufig und ich improvisiere ein wenig. Jonas macht noch einmal kurz die Augen auf und sagt todernst: „So geht das nicht!“ Entschuldigend sage ich: „Ich weiß das leider nicht mehr so genau, ich fange wieder von vorne an.“ Das akzeptiert Jonas und schlummert friedlich ein.
Ein ereignisreiches Jahr steht bevor
Wir lieben unsere drei Enkelkinder, Jonas 3 ½ Jahre, seine kleine Schwester Lenie 1 ¼ J. und Gabriel 1 ½ Jahre. Wir sind sehr glücklich, dass durch die gemeinsam verbrachte Zeit vertrauensvolle Beziehungen gewachsen sind. Wenn bei Familienessen alle da sind, geht es ordentlich rund und die Kleinen geben eindeutig den Ton an. Das wird jedoch noch besser. Strahlend haben uns Gabriels Mama und unsere jüngste Tochter erzählt, dass wir im Juni unser viertes und im Juli unser fünftes Enkelkind erwarten dürfen. Das sind wunderbare Geschenke des Lebens über die wir sehr dankbar sind.