Alle sind in Bewegung – nur die Erwachsenen stehen herum
Jonas (3 ½) ist mit seinem blitzblauen Fahrrad unterwegs und dreht eine Runde nach der anderen, mit erstaunlicher Präzision und Ausdauer. Das ist für ihn ein neues Gefühl der Freiheit! Lenie (fast 1 ½) und Gabriel (gut 1 ½) schaffen es noch nicht, mit ihren Dreirädern Jonas nachzuflitzen. Da die zahlreichen Onkeln, Tanten, Eltern und Großeltern nicht gewillt sind, Dreiradrennen mit den Kleinen zu fahren, steigen sie ab und finden eine geniale Alternative. Hinter den Reihen mit den großen Einkaufswägen finden sie die kleinen Kinder Einkaufswagerl. Mit diesen sausen sie dann auf dem Parkplatz herum, dass mir bei jeder „beinahe Kollision“ das Herz stehen bleibt. Mit unserem Spaziergang wird es nichts mehr, wir Erwachsenen genießen einfach das Plaudern in der Sonne, holen uns zwischendurch ein Getränk aus dem Kaffeehaus und stehen uns die Füße in den Bauch. Leider sind um den Parkplatz keine Sitzmöglichkeiten.
Kommunikation durch Sprache und viel Fantasie
Gabriel ist sprachlich sehr motiviert und wenn ihn jemand bittet „sag einmal, …“, wiederholt er sehr geduldig die Worte und hat Freude, wenn er gelobt wird. Gabriel merkt sich Erlebtes und erzählt davon in Dauerschleife. Dabei hat er einen eindeutigen Schwerpunkt. Er liebt Fahrzeuge aller Art, hört und sieht sie von weitem und kommentiert, was er sieht. Für die Erwachsenen bedeutet dieser Drang sich mitzuteilen, ständig aufmerksam hinzuhören. Gabriel erwartet sich natürlich Antwort und Bestätigung auf seine Erzählungen. Für mich sind es ständige „Aha-Erlebnisse“, wenn ich wieder dahinterkomme, was Gabriel gerade meint. Sieht er bei einem kleinen Spielzeugauto eine winzige Anhängekupplung, sagt er „An‘änger“. Ich muss also nicht nur aufpassen welche Bedürfnisse Gabriel haben könnte und worauf er gerade schaut, wenn er etwas sagt. Genauso muss ich Vermutungen anstellen und kombinieren, woran er denken könnten bei dem, was er sieht. Sieht er einen Traktor, sagt er zum Beispiel den Namen des Nachbarn der einen Traktor hat. Da steige ich dann aus und muss mir von meiner Tochter aushelfen lassen. Auch mein Mann, der mit Gabriel einmal in der Woche die Nachbarschaft unsicher macht, weiß in diesem Fall besser Bescheid.
Lenie kann noch nicht so viele richtige Wörter, da sie aber mitreden will, plaudert sie den ganzen Tag in entzückendem, aber leider unverständlichem Kauderwelsch. Wenn sie etwas will, komme ich schon drauf. Ich muss halt nachfragen was sie machen oder haben möchte. Meine Fragen beantwortet sie mit einem strahlenden Lächeln und einem sehr klaren Ja oder Nein.
Was ist ein Bumerang?
Jonas ist schon sehr eloquent, er bildet schöne Sätze, kann schon Witze erfinden, Dingen auf den Grund gehen und sie erklären. Wir sitzen zurzeit des Öfteren beim Küchentisch und spielen mit Knetmasse. Da kommen wir so richtig schön ins Plaudern. Als er ein gebogenes Ding geformt hat, frage ich ihn: „Ist das ein Bumerang? – Weißt du was ein Bumerang ist?“, darauf erklärt er mir: „Ja, den wirft man weg und dann macht er eine Kurve und kommt zurück.“ Besser hätte ich das auch nicht sagen können.
Piguppeee!!!
Gabriel liebt das Kinderturnen und die Spielgruppe, die er mit seiner Mama besucht. Wenn er weiß, heute ist die Spielgruppe, ist er nicht mehr zu bremsen. Gleich nach dem Frühstück, steht er noch im Pyjama bei der Tür und sagt: „Piguppe“ Seine Mama sagt: „Die Spielgruppe ist jetzt noch nicht, komm, wir müssen uns noch anziehen“. Gabriel sagt „Piguppe“ und macht die Türe auf. Seine Mama sagt: „Später Gabriel, mach die Türe zu. Komm, wir gehen Zähne putzen.“ Gabriel macht zwei Schritte in Richtung seiner Mama, dreht wieder um und sagt: „Piguppe“. In so einem Fall muss man sich beim zielstrebigen Gabriel schon ein besseres Ablenkungsmanöver einfallen lassen als Anziehen und Zähne putzen.