Eine Beule kommt selten allein
Der Akku seines Nachtlichts gibt irgendwann den Geist auf. Im Zimmer ist es stockdunkel, als Jonas in der Nacht aufwacht. Völlig orientierungslos steht er im Bett auf und macht einen Schritt ins Leere. Er stürzt mit der Stirn auf eine Kante und weint lauthals los. Mein Mann ist augenblicklich hellwach und sofort bei Jonas. Sehr schnell wächst eine Beule an Jonas Stirn. Gemeinsam verarzten wir Jonas. Erst einmal kühlen, dann eine gute Salbe und einen bunten Verband um den Kopf gewickelt. In der Früh, als Jonas über seinen Unfall schon lachen kann und sogar ein wenig stolz auf seine Beule ist, schicken wir ein Foto mit einer Vorwarnung an die Eltern, damit sie beim Abholen nicht aus allen Wolken fallen.
Krakselmaxel und Springginkerl
Beule zwei trifft Gabriel (2 ¾ J.). Wir haben im Wohnzimmer einen niedrigen Glastisch. Seine Kanten sind nicht zu unterschätzen, was Gabriel jedoch egal ist. Er liebt es auf der Couch herumzuturnen. Es kommt wie es kommen muss. Gabriel ist übermütig, hüpft zu wild und rutscht ab. Mit der Schläfe streift er die Tischkante. Auch hier hilft unsere Wundersalbe und die Verletzung ist bei weitem nicht so schlimm wie bei seinem großen Cousin. Beule drei: Nur wenige Tage später betreue ich Antonia (9 ½ Mon.) bei ihr zuhause. Antonia hat vor dem Kaminofen eine gemütliche Spielmatte mit vielen Spielsachen. Der Steinsims vor dem Ofen hat die perfekte Höhe, damit sich Antonia daran hochziehen kann, was sie auch immer wieder tut. Es gefällt ihr, ihr Spiegelbild in der Glastüre des Ofens zu betrachten. Ich denke mir nicht viel dabei, da Antonia offensichtlich darin geübt ist. Doch plötzlich verliert sie den Halt und rutscht ab. Nachdem ich Antonia wieder beruhigt habe, sehe ich auch bei ihr eine kleine Beule an der Stirn. Es ist wirklich ein Wunder, dass uns unsere Enkelkinder noch anvertraut werden ?.
Ungeteilte Aufmerksamkeit
Ich genieße es, wenn ich die Enkerl einzeln in trauter Zweisamkeit genießen darf. So können wir uns ganz aufeinander konzentrieren und wunderbar miteinander plaudern, spielen, vorlesen, essen, … Ohne „Konkurrenz“ gibt es bedeutend weniger Widerstand von Seiten des Kindes und weniger Ablenkung für mich. Der Luxus schlechthin ist es, sich zu zweit mit einem Kind zu beschäftigen. Mit Lenie (2 ½ J.) sitzen mein Mann und ich eine halbe Stunde beim Küchentisch und füttern uns gegenseitig mit der Gabel klein geschnittene Stückchen eines selbstgebackenen Osterlammes. Dabei haben wir die tollsten Gespräche. Lenie ist entzückend und wickelt uns mit ihrem Charme um den kleinen Finger. Immer wieder sagt sie „dankesön“, wenn sie ein Stück in den Mund gesteckt bekommt und „bittesön“, wenn sie jemanden füttert.
Bei Jakob (10 ½ Mon.) ist es gut, wenn er seine Mama nicht im Blick hat, die zieht er natürlich allen anderen Betreuungspersonen vor. Wenn er also seine Mama nicht sieht und keinen Hunger hat oder müde ist, dann genießt auch er die ungeteilte Aufmerksamkeit. Er liebt es zu knuddeln und die „Welt“ zu erkunden. Jakob versucht schon Tierlaute nachzuahmen, die Kuh und den Hund kann ich schon erkennen. Auf die Stichwörter „hallo“ und „ba ba“ winkt er promt, mal mit der rechten, mal mit der linken Hand. Das heißt, auch mit den zwei Kleinen können wir jetzt schon richtig kommunizieren.
Fünf Zähne
Antonia und Jakob haben zusammen fünf Zähne. Mit seinen drei Zähnen kann Jakob sogar schon knirschen. Jeder neue Zahn bedeutet für die Kleinen Schmerzen und schlaflose Nächte. In diesen unrunden Zeiten fühle ich sowohl mit den Kindern als auch mit ihren Eltern. Als Trost kann ich nur anbieten: „Unsere drei Mädels haben auch viele Zähne bekommen, aber ich kann mich nach gut 30 Jahren nicht mehr an die schlaflosen Nächte erinnern.