Jausenpause - immer und überall
Dann geht’s wieder. Das erste Bewusstwerden von „Jause“ weicht wieder den Sinneseindrücken unterwegs. Aber es unterstreicht den Stellenwert, den die Jause bzw. die Jausen-Pause für Jonas hat. Klar, wenn der Hunger da ist, muss auf der Stelle Jause sein. Oft ist aber der Hunger „nur“ ein versteckter Durst. Also erst einmal trinken. Für die Jausen-Pause spricht aber auch Anderes: Die Jause ist ein Ritual, das neben den vielen neuen Sinneseindrücken ein Stabilitätsfaktor ist.
Jause ist ein Ritual
Jause ist auch ausruhen, es ist über Gott und die Welt plaudern, es ist Eindrücke der letzten Stunde reflektieren, es ist den zweiten Teil unseres Spazierganges zu planen … Es ist auch, jetzt einmal in Ruhe die Umgebung betrachten können.
Fast nichts davon tritt ein, wenn man zu Hause bleibt und nur schnell etwas „einwirft“, wenn der Hunger kommt. Jause wie Jonas und ich sie meinen, setzt „Arbeit“ voraus – zumindest Outdoor-Action.
Zwei Aspekte – den Hunger stillen und die Umgebung betrachten – sind wesentliche Rahmenbedingungen dafür, WO genau die Jause stattfindet. Wenn der Hunger da ist, ist er da. Da schaffst du mit einem dreijährigen zu Fuß keine hundert Meter mehr. Und weise ist der Opa, wenn er ein Gefühl dafür entwickelt, WO genau diesmal der Hunger und somit die Jause am besten eingeplant werden kann.
Der beste Jausenplatz
Ein beliebter Jausen-Platz ist für uns ja bekanntlich die Balustrade vor dem Schloss. Erstens mag ich den Anblick des Schlosses und außerdem sind wir bis dorthin eine knappe dreiviertel Stunde überwiegend im Wald unterwegs. Also eine perfekte Distanz. Jonas hat andere Motive: dort ist die Durchzugsstraße und es rauschen all die faszinierenden Fahrzeuge vorbei: Kipper, Mischer, Traktoren, Autobusse, Sattelschlepper, Müllwagen, Autotransporter, Kranwagen, Bagger und so weiter …
Top-Jausen-Platz war eine Saison lang die äußere Fensterbank eines Schaufensters von unserem Modegeschäft. Da gibt‘s zwar nicht viel zu sehen (Nebenstraße), aber es ist ein gemütlicher Sitzplatz für ein Kleinkind und ebenfalls eine gute Distanz (ca. eine halbe Stunde) von zu Hause. Dass diese Fensterbank immer besonders staubig ist, stört uns Abenteurer nicht. Schmutzresistenz will ebenso gelernt sein wie alles Andere im Leben.
Die spektakulärsten Jausen-Plätze kommen aber noch: Da ist einmal der Bordstein bei der Haltebucht der Bushaltestelle. Kein Busbucht-Verkehr, aber jede Menge Autofahrer, die uns sitzen sehen und darüber amüsiert sind. Mit diesem Mini-Amüsement tragen Jonas und ich dazu bei, dass die Welt ein Stück fröhlicher wird.
Der Bordstein am Parkplatz beim Einkaufszentrum hat als Jausen-Platz Entertainmentfunktion für Jonas und mich. Wir beide sehen ALLEs und amüsieren uns köstlich über unsere Beobachtungen. Selbst werden wir aber kaum wahrgenommen. Schließlich sind beim Einkaufen ja alle so busy ... Wir nicht.
„Best of“ unserer Jausen-Plätze war die breite ausgetrocknete Reifenspur eines Harvesters im Wald. Auf den zwei jeweils Schulter-breiten Reifenspuren konnten wir bestens essen und trinken und philosophieren. Jonas musste bei der Gelegenheit zwar Bekanntschaft mit ein paar angriffigen Brennnesseln machen, aber seither weiß er wenigstens, was das ist, dass es unangenehm ist und wie er es von anderem Grünzeug unterscheiden kann. Dass dann noch zwei Rehe keine zehn Meter von uns entfernt vorbeigelaufen sind (wir waren ganz schön erschrocken) macht wohl klar, dass der „best of“ für DIESEN Jausen-Platz nur schwer zu toppen sein wird.
Natürlich haben wir unsere Jausen-Pause auch auf diversen „offiziellen“ Bänken neben dem Weg gemacht oder beim Gemeinschaftstisch im Park, oder bei unserem kleinen Wasserfall am Schwimmteich, oder auf den Stufen im Meierhof und auf den Stufen im Garten der Urgroßeltern - direkt am Fluss. Ach ja – und auch in der vorletzten Kirchenbank machen wir gerne unsere Jausen-Pause (so andächtig wie möglich).