Hallo Jesus, schön da bist!
Na klar, unser Park-Pflicht-Programm müssen wir jedenfalls erledigen. Da sind 3 kreisrunde hölzerne Plattformen, die auf 20cm hohen Stahlfedern angebracht sind. Auf denen MUSS man wackeln und von einer Plattform zur anderen hüpfen.
Oups – hoffentlich hat er sich jetzt nicht weh getan.
„Nix passiert, Opa!“
„Jonas – willst du heute noch zur Kirche?“.
Offenbar will er wirklich, weil – er ist sofort bereit, sein Hüpfen von Wackel-Plattform zu Wackel-Plattform zu unterbrechen und ein paar Augenblicke später sind wir Hand-in-Hand wieder unterwegs zu unserem Ziel.
Kirchen stehen gerne auf einem Hügel. Auch unsere. Wir müssen noch vorüber an der Feuerwehr und der Bank, dann über die Straße, vorbei an dem Garten mit den weißen Marmor-Statuen.
„Jetzt noch die Stiege!“
Jonas weiß, dass es jetzt bergauf geht. Erst eine lange Stiege, dann noch ein schmaler Gehweg, dann liegt die Kirche vor uns. Jonas kann schon alleine die Außentüre öffnen, bei der dahinter liegenden Flügeltüre helfen wir dann zusammen. In der Kirche ist es etwas dunkler als draußen. Ein bisschen muffig natürlich. Und auch die Akustik ist anders. Die dezenten Verkehrsgeräusche von draußen sind hier drinnen nicht mehr vernehmbar.
„Hallo Jesus, schön dass du da bist!“
Ich flüstere in der Kirche. Mehr Erklärung braucht es nicht mehr und auch Jonas flüstert.
„Hallo Jesus, schön, da bist!“ (Jesus hat auch DIESEN Satz verstanden.)
Langsam gehen wir Hand-in-Hand nach vorne. Jonas macht diesmal von selbst eine Kniebeuge, als wir in der Mitte vor der Apsis stehen. Ich selbst bin ja in der Kirche immer „zu Hause“ gewesen und bin es als Kantor, Klavierspieler und Diakon nach wie vor. Für Jonas ist es immer wieder einmal ein Eintauchen in eine Atmosphäre, die ihm noch nicht SO vertraut ist. Gerade weiß er nicht so recht, ob er etwas wollen soll. Dann fällt ihm etwas ein.
„Zünden wir eine Kerze an!“ meint er halblaut.
„Flüstern Jonas. Bitte flüstern in der Kirche.“
„OK … Zünden wir eine Kerze an!“ (diesmal wirklich geflüstert)
„Ja, machen wir. Aber zuerst sehen wir uns in der Kirche noch ein bisschen um, einverstanden?“
„OK!“
Wir betrachten zuerst die Plakate mit den Erstkommunionkindern, dann die Fotos mit den Täuflingen. Ich zeige Jonas die Täuflinge, die ich selbst getauft habe.
„Kannst du dich noch an die Taufe von Lenie erinnern“ (das war vor einigen Monaten, da war Jonas beinahe drei Jahre alt). „Genauso wie die Lenie habe ich diese Kinder hier getauft. Ich sage ihnen dabei, dass sie sich immer auf Gott verlassen dürfen und dass Jesus unser Bruder ist. Und unser Vorbild.“
„Ich will eine Kerze anzünden!“
Alles klar. Meine Ansprache war schon wieder zu lange.
„Werden die alten Leute auch getauft?“
Auf dem Weg zwischen Taufbildchen und Kerzen-Anzünden sind wir gerader an der Tafel mit den Totenbildchen vorbeigekommen.
„Nein Jonas. Das sind Leute, die gestorben sind. Wir hängen die Bilder auf, weil wir sie gerngehabt haben und uns an sie erinnern wollen!“
„Jetzt zünden wir eine Kerze an!“.
„Ja Jonas, das machen wir. Und du weißt, wenn wir die Kerze anzünden, dann sagen wir, wofür wir dankbar sind“.
Kopfnicken. Stille.
„Wir sind dankbar für Mama und Papa.“
„Ja. Für Mama und Papa … und Lenie!“
„Ja … und für dich, Jonas.“
„Und für dich, Opa!“