Der Saubermacher
Jetzt in der Wohn-Ess-Küche angekommen, stelle ich fest, dass er schon „bei der Arbeit“ ist.
„Hey Gabriel – bist du schon fleißig?“
Gabriel hat ein ca. ein Meter langes Kartonrohr in der Hand und „fährt“ damit auf dem Fußboden herum.
„Bwwwwfff!“ … er hat wieder ein neues Wort gelernt.
Hingebungsvoll wandert er auf und ab. Mit seinen 16 Monaten ist er mittlerweile sehr sicher auf den Beinen.
„Bwwwwfff … bwwwwfff!“ – jetzt dämmert es mir.
„Gabriel tust du staubsaugen?“
Gabriel blickt auf. Er lässt auf der Stelle seinen Pseudo-Staubsauger fallen und kommt auf mich zu. Er ergreift meine Hand. Will heißen »Komm, Opa, wir müssen was erledigen«. Und wir wandern zur Glastüre. Eigentlich sollen wir nicht in den Vorraum hinaus, denn das Stiegenhaus ist noch nicht ausreichend kindersicher. Außerdem ist dort draußen auch der Eingang zu Mamas Arbeitszimmer und die Tür dort einen spaltbreit offen. Das wird dann nichts mit ihrem Online-Vortrag.
Aber Gabriel ist auf etwas Anderes programmiert. Zielstrebig steuert er auf ein Kunststoffrohr zu und schnappt es sich. Ah – nicht bloß ein Rohr: Unten dran ist eine Bürste. Er hat doch tatsächlich das Teil des richtigen Staubsaugers gefunden. Und jetzt kommt er so richtig in Fahrt. Ich muss nur die Glastüre aufhalten und er geht sofort ans Werk.
„Bwwwwfff …“
hin und her auf dem Boden. Dann rund um den Küchenblock und wieder zurück. Geduldig unter jeden einzelnen Stuhl – verblüffend, dass er so lange bei ein und derselben Tätigkeit bleiben kann! Und dann kommt das Beste: Fädelt er doch glatt seinen „Staubsauger“ zwischen die Stützen seines Kleinkinder-Lernturmes ein und macht auch dort sauber.
Nachdem sein Papa nicht grad begeistert ist von Mamas Saubermach-„Eifer“, wird er wohl umso mehr angetan und stolz sein auf Gabriel. „Bwwwwfff …“ – wer braucht schon einen richtigen Staubsauger mit Motor und Staubbeutel, wenn’s auch so geht?