Magische Muster
Muster finden wir überall. Wir müssen nur aus dem Haus gehen. Auf den weißen Parkstreifen gleich vor dem Haus MUSS man einfach balancieren. Das geht MIR so und das war schon mit Jonas so und auch Lenie kann sich dem Zwang nicht entziehen, wenn sie hinter mir her stapft. Parkstreifen kann man dann auch im Rückwärtsgehen absolvieren. Man kann auch die weißen Ecken rund um den Parkplatz überspringen. Neuerdings sind Parkstreifen sogar doppelt auf den Parkplätzen unseres Einkaufszentrums aufgemalt, um zusätzlich zum für die Fahrzeuge reservierten Platz auch noch den für das Aus- und Einsteigen reservierten Platz anzuzeigen. Auf DIESEN Parkstreifen muss man dann natürlich beidbeinig gegrätscht gehen. Sieht edel aus. Mehr oder weniger.
Fuß- und Handspuren
Oder – anderes Muster: Auf unserem Marktplatz gibt es ein Kopfsteinpflaster. Im Pflaster sind Fuß- und Handspuren eingelassen – ein Kunstwerk, ein Mahnmal an ein unerfreuliches Kapitel Geschichte in unserer Gegend. Aber auch als Muster haben sie beträchtlichen Wert.
»Hmm … wir könnten mit einiger Mühe von einem Fuß/Handabdruck zum nächsten steigen. Oder springen. Noch besser. Gute Idee …«
„Achtung, Lenie! Keine Pflastersteine berühren! Nur die roten Hände und Füße! Ob wir das schaffen bis zu der Stiege dort vorne?“
„OK!“
Und los geht’s mit Eifer. Hoppala, da war aber jetzt sehr wohl ein Pflasterstein dabei. Lenie blickt kurz auf aus ihrer Konzentration: Opa hat es gesehen.
„Oups!“
„Nix passiert! Probiere es noch einmal!“
Beim zweiten Mal funktioniert es ohne verbotene Pflasterstein-Berührung und ratzfatz haben wir es fehlerfrei bis zur Stiege geschafft.
Am liebsten sind uns aber runde Muster
Kanaldeckel und große runde, auf dem Parkplatz aufgemalte Halteverbotszeichen. Zwischen Einkaufszentrum und Park – beide gehören ja zu unseren Lieblings-Locations – gibt es eine Stelle, wo sich fünf (fünf!) Kanaldeckel auf einer kleinen Grasfläche mitten zwischen Hauptstraße, Gehweg und der Zufahrt zum Einkaufszentrum befinden. Ich will gar nicht wissen, was sich unter den fünf Kanaldeckeln befindet und warum. Aber – und das ist das Beste: die fünf befinden sich jeweils in Sprungweite zueinander. Seit Lenie gehen kann, springen wir von Kanaldeckel zu Kanaldeckel und liefern uns Sprung- und Trampelgefechte.
Ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht, wie das wohl auf vorbeifahrende Autofahrer oder vorbeigehende Passanten wirkt, aber ein bisserl befremdlich wird’s schon sein.
Sprunggeräusche
Was das Springen übrigens besonders nett macht, sind unsere Sprunggeräusche. Eine Silbe für einen normalen Sprung und zwei Silben für einen Schluss-Sprung. Also „Dschjum“ ist unser Standard-Sprung-Geräusch. „Goeing“ geht natürlich auch – je nach Laune. Es geht auch jedes andere Geräusch – wichtig ist für uns, dass jeder von uns manchmal ein Sprung-Geräusch ERFINDEN kann, und manchmal sich Mühe geben muss, das Sprung-Geräusch des anderen nachzuahmen. Und damit wird die Spaß-Einheit nicht nur zur Sport-Einheit, sondern auch noch zur Logopädie-Einheit.
Super gemacht, Opa! „Dschjum – Dschjum!“
[1] „Monk“ = Adrian Monk, ein neurotischer Fernsehserien-Detektiv, der neben diversen Phobien auch zwanghaft auf Muster reagiert in dem er beispielsweise nur auf besondere Pflastersteine tritt.