KFÖ zu PISA
Ebenberger erinnert auch beide Seiten der Medaille zu betrachten: „Kein Kind darf auf der Strecke bleiben und wir müssen alles dafür tun, um Risikoschüler gezielt zu fördern“, so Ebenberger. Ein weiterer Fokus muss für sie allerdings in der Begabtenförderung liegen: „Wir dürfen nicht in eine Durchschnittsfalle tappen, auch die hochbegabten Schüler müssen gezielt gefördert werden“, so Ebenberger und warnt auch hier davor reine Schlagworten als Allheilmittel zu verkaufen: „Individualisierung und die Herstellung von Chancengerechtigkeit sind wichtige Schrauben, an denen man drehen muss, allerdings braucht es dazu eine gut geplante Umsetzung und ein begleitendes Monitoring“, ist ihre Überzeugung. Sie appelliert an die Verantwortlichen zudem einen stärkeren Blick auf den Gender Gap zu werfen: „Dass die Mädchen gegenüber den Burschen massiv zurückbleiben darf nicht sein, auch sind alle am Bildungssystem beteiligten gefragt um erstens die Ursachen auszumachen und zweitens dagegen zu arbeiten!“
Als Totalversagen des heimischen Bildungssystem bewertet die die schlechten PISA-Testergebnisse allerdings nicht, vielmehr fordert Ebenberger einen kritischen Blick auf internationale Testungen und deren Wirkung auf nationale Schulentwicklung zu werfen: „Diese standardisierten Testformate führen oftmals zu einer starken Fokussierung auf dort geforderte Kompetenzen. Was die Schüler an den einzelnen Standorten wirklich brauchen tritt dabei oft in den Hintergrund“, so ihre Befürchtung und sie kritisiert, dass vielfach Kompetenzen bereits als wichtiger bewertet werden als das angeeignete Wissen: „Es geht nicht nur um Kompetenzerwerb, diese Kompetenzen müssen in allen Fächern auch angewendet und dadurch weiterentwickelt werden“, so die Bildungsexpertin. Für sie kann das nur geschehen, wenn Kinder neugierig sind und sie etwas lernen wollen. „Neugierde entsteht durch Wissen. Was nützt etwa die Lesekompetenz, wenn die Kinder keine Bücher mehr lesen, wenn das Interesse am Weiterlernen, an weiterem Wissen nicht mehr geweckt wird?“ so ihre Frage.
Für die Vizepräsidentin fehlen auch Studien über die Auswirkungen eines nur mehr kompetenzorientierten Unterrichts: „Möglicherweise erwartet uns dann ein böses Erwachen“, ist ihre Befürchtung und sie appelliert an die Verantwortlichen: „Ja zum individualisierenden, die Kompetenzen und die Autonomie fördernden Unterricht; aber vor allem auch JA zu einer intensiven kognitiven Basisbildung und NEIN zu einer Verbannung von Leistung, Lernen und Wissen aus unserem schulischen Geschehen!“