40. Familienwallfahrt
Die Wallfahrtsmesse wurde von Regens Roland Buemberger gemeinsam mit
Dekan Edi Niederwieser (Seelsorgeraum Tux-Finkenberg), er war der Hauptprediger), dem Neupriester Fritz Kerschbaumer und Pater Franz Senfter (Oies/Abtei) gefeiert.
Hier die Predigt von Dekan Edi Niederwieser (zu Samuel)
Liebe Wallfahrtsgemeinschaft hier beim Geburtshaus des hl. Freinademetz:
Es ist um das Jahr 1963/4. Ich bin etwa 13. Und wieder einmal kommt jene Nachtstunde im großen Schlafsaal des Internats der Franziskaner in Hall, wo ich nicht und nicht einschlafen kann. Mich quält die Frage, warum mir Gott kein Zeichen gibt, ob er mich als Priester haben will, wo ich doch schon einige Jahre dafür bitte. Kaplan Toni hat gesagt: „Bete bei jeder Wandlung 3-mal den Satz „Bitte, Jesus, lass mich Priester werden.“ Ich will weit nach Mitternacht wieder aufstehen und hinausgehen zu meinem „Eli“, P. Hermann, und ihm mein Leid klagen. Er wird mir zuhören, mich trösten und ermutigen in meinem Lebenswunsch. „Du kannst immer kommen“, hat er mir zugesagt.
„Du kannst immer kommen“,
diese Menschen, müssen nicht nur Priester sein, das kann ein jede(r) von euch sein, die das einem Kind, einem Jugendlichen sagen; diese Menschen brauchen wir dringender als je zuvor, wenn wir geistliche Berufungen (er)wecken wollen, nach denen wir so hungern in dieser Zeit. Gott ruft ja weiterhin inmitten des Lärmes und der hektischen spirituell unbedarften Betriebsamkeit einer Gesellschaft, die den Zugang zu Gottes Anruf erschwert, ja z.T. fast unmöglich macht. Der kleine Josef auf diesem Bauernhof konnte zu seinem Papa kommen, zu seiner Mama. Er wurde von ihnen auf die „Reise zu Höherem“ mitgenommen durch das innige regelmäßige Gebet der Familie, auf den Fußmärschen zur Heilig-Kreuz-Kapelle, zum Gottesdienst. Er wurde mitgenommen vom Ortspfarrer und von der Begeisterung für die Mission im Internat. Mich hat meine ältere Schwester mitgenommen mit ihrer Widmung in meinem ersten Gotteslob: „Höher hinauf, da, wo Gott dich haben will.“ Was hat mir dieser Satz Kraft gegeben!
Wir suchen dringend diese „Elis“ unter uns, die das Gespür besitzen für den geistlichen Ruf, und die darauf konkret aufmerksam machen: „Du, könntest du dir nicht vorstellen, dass dich der Herr als Priester braucht, als Diakon, als Ordens-Christin, WortGottesDienstLeiter(in), Kommunionhelfer …“ Eigentlich sind wir ja darin keine Profis, aber auch Eli war es nicht, sonst hätte er nicht den Buben Samuel 2-mal ins Bett zurückgeschickt. Aber er hat gelernt und darauf reagiert. „Es muss Jahwe, der Herr, sein. Sag: „hier bin ich, ich bin bereit.“
Unser Primiziant Fritz, der uns heute den Primizsegen spenden wird, hat gesucht, gerungen nach diesem ADSUM, das er bei der Weihe am 17. Juni Bischof Hermann gelobt hat. Irgendwann hat ihm eine Stimme zugeflüstert: „Kannst du dir nicht vorstellen …?“ Er hat all die Phasen der Unsicherheit und Antwortlosigkeit erlebt und dann sagen müssen: „Wenn du ja sagst – Herr – dann kann ich sagen: Hier bin ich – sende mich.“
Liebe …
Wenn wir nach einem Anforderungsprofil der „Samuels“ heute fragen, dann stürze ich mich nicht gleich auf Qualitäten wie auch wenn das alles sehr wichtig ist – ich rede zuallererst von Männern und Frauen, die „in Jesus bleiben wollen“ mit der ganzen Glut ihres Herzens. Und da spreche ich sicher jenen aus der Seele, die sagen: „Wir brauchen fromme, heiligmäßige Priester.“ Doch was bedeutet diese Formulierung? Es bedeutet nicht, dass man an der Art eines Priesters die Hände zu falten oder die liturgischen Gebete mit Nachdruck und erhobener oder säuselnder Stimme vorzutragen „Frömmigkeit“ ablesen könnte oder gar sollte. „Im Herrn bleiben wollen“ bedeutet, sich vom Herrn durch und durch prägen lassen. <Bleibt in mir!>
=> Vergessen wir nicht: Wer , wird auch .ägt> Aber will ich mich das lassen? Habe ich nicht Angst vor dieser Prägung? Was könnte der Herr mit mir, mit uns machen? Könnte er mir die Lebensfäden aus der Hand nehmen? So geht es doch jedem ab und zu, oder? Lothar Zenetti, der Priester und Schriftsteller, fällt mir ein:
„Frage 100 Katholiken, was das Wichtigste ist in der Kirche; sie werden antworten: die Messe.
Frage 100 Katholiken, was das Wichtigste ist in der Messe; sie werden antworten: die Wandlung.
Sage 100 Katholiken dass das wichtigste in der Kirche die Wandlung ist.
Sie werden empört antworten: Nein, alles soll bleiben wie es ist!“
Wer , wird auch .ägt> Oder habt ihr Eheleute euch nicht gegenseitig geprägt, voneinander angenommen, abgefärbt im Guten wie auch im Schlechten? Haben nicht auch die Kinder euch geprägt, die Kinder sich gegenseitig? Reflektiert einmal eure Ehejahre. Und dankt einander für all das Gute und arbeitet versöhnlich am Negativen.
Lieber Primiziant Fritz, im Überschwang der Begeisterung über meine Weihe habe ich jahrelang mit einer riesengroßen Selbstverständlichkeit gemeint, ich muss auftreten „auf der Bühne“ mit Seinem Wort, ob gelegen oder ungelegen; bis ich den „Teil b“ des Pauluswortes endlich lesen, hören und annehmen konnte: „… aber in aller Geduld und Lehrweisheit.“ Von da an ging es mir – und wahrscheinlich auch meinen sogenannten „Seelen“ besser. Und ich habe versucht Hebräerbrief 5,1 endlich zu leben: „der Priester ist aus den Menschen genommen und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott … Und auch er ist mit Schwachheit behaftet.“ Dieses „Wissen“ um die eigene Schwachheit scheint mir insgesamt zu wenig zu greifen, bei Volk und Klerus. Wie viel Kritik untereinander, wie viel überhöhte Forderungen aneinander, wie viel präpotente Überheblichkeit, wie viel trauriges „Moralin“ in so mancher Verkündigung.
Liebe …
Wer , wird auch .ägt> Zuerst stehen nicht die Paragraphen, pastoralen Konzepte und Katechismus, sondern zuerst gilt es . Durch IHN, den „ganz anderen“ – das bedeutet nämlich das hebräische Wort – ein zu wollen und zu können. Und das geht nicht nur die „Geistlichen“ und Ordenschristen etwas an, das ist „Programm für alle“. „Vertraut auf den Herrn – er ist Helfer und Schild“, oder „Spruch des Herrn: ich führe meine Sache zum Ende“ (erfolgreichen). Welches Riesen-Vertrauen hat uns da der hl. Freinademetz vorgelebt. 1881 kam er in der Mission der Provinz Shandong zu zwölf Millionen Einwohnern, mit nur 158 Christen. Und wir vertrauen schon nicht mehr, weil mehrere Pfarrgemeinden zu einem Pfarrverband zusammenge-schlossen werden?! ð Was sumsen und jammern wir, empören und verweigern uns. Doch geht nicht der Hirte Jesus Tag und Nacht um unsere Dörfer wie ein guter Nachtwächter gemäß seinem Wort „der dich behütet, schläft nicht, nein, er schläft und schlummert nicht“? Wissen wir nicht mehr um die pastoralen Fähigkeiten eines jeden unabhängig von jeder Weihe? Allein aus der Ermächtigung zum „allgemeinen Priestertum“ durch die Salbung in der Taufe?
Es ist Zeit, dass sich alle Priester auf diese Fähigkeiten ihrer Schäfchen besinnen und sie zum Leben erwecken. Und dass sich die Christen selber dieser Berufung besinnen und sich als lebendige Bausteine einbringen. Unsere Diözesanbischöfe Ivo und Hermann mahnen energisch und voll Vertrauen das II. Vaticanum ein und geben es uns neu in die Hände.
Als der Bauernbub und Priester Joseph vor 130 Jahren als Missionar zu neuen Ufern in unendlicher Ferne aufgebrochen ist, hat er schon die Bedeutung und die Rolle der Laien in der Sendung verstanden. Er kannte noch kein II. Vaticanum. Er lernte zudem sieben Sprachen, um sich für das Leben, das er erwogen hat, vorzubereiten. Wir müssen heute bereit sein „neue Sprachen“ zu erlernen in der Verkündigung, im Umgang miteinander, in der Hauskirche, in der Katechese, überhaupt in der Kommunikation. Wie sagt man so schön: „auf Augenhöhe kommunizieren“. Da Gott selbst in seiner Menschwerdung als Kind in der Krippe „auf Augenhöhe“ herabgekommen ist. Doch um auf Augenhöhe zu einem Baby zu kommen, muss man sich sogar tief hinunterbücken.
Liebe …
Jammern um den Priester- und Ordensleutemangel hilft nichts, sich verkrallen in die alten Strukturen auch nicht. Da würden wir den aus dem Exil ausziehenden Israeliten gleichen, die sich angesichts der Widrigkeiten und Herausforderungen auf dem Wüstenmarsch das „Zurück an die Fleischtöpfe Ägyptens“ gewünscht haben und gleich wieder umdrehen wollten.
Wir wollen weiter gehen, mit einem grenzenlosen Vertrauen (Rogér Schütz). WEIL ER, DER LEBENDIGE AUFERWECKTE HIRTE, MIT UNS GEHT, IN UNS BLEIBT UND WIR IN IHM. Wir wollen aus dem Entlassungsgruß der Liturgie leben, wie er vor der Liturgiereform gelautet hat. Er beschenkte mit einer ganz kostbaren Zumutung und herzhaften Einladung: >,> . ,>
Du bist gesendet, ausgesendet, den Schatz des Glaubens, sein lebenspendendes Wort, seine maßlos ausgeteilte Liebe zu bringen.
Ich darf Liebe bringen – ist das nicht wunderschön? Einzigartig.
Ich mit meinen begrenzten Möglichkeiten,
ich mit meiner Familie, mit den Freunden, den Nachbarn, den Seelsorgern, Ordenschristen und
Missionaren, mit der Pfarrgemeinde gemeinsam … inmitten der pilgernden Weltkirche.
Es gibt keinen „heiligeren“ Ruf. Er hat immer noch die Kraft Menschen zu begeistern für eine geistliche Berufung.
Nehmen wir ihn auf in unsere Herzen – hier am Geburtsort des hl. Josef Freinademetz.
WO HOFFNUNG IST – VERRÜCKEN FELSEN
WO VETRAUEN IST – TRÄGT DICH DAS MEER
WO LIEBE IST – DA WACHSEN WUNDER.
Auch das Wunder der Berufung.
AMEN
Hier die Predigt vom Neupriester Fritz Kerschbaumer zu Mk 6, 7-13
Andacht bei der Familienwallfahrt in Oies; Hl. Josef Freinademetz
Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn wir uns heute an den Heiligen Josef Freinademetz erinnern, dann glaube ich, passt es gut, dass wir über dieses Evangelium nachdenken. Die Aussendung der 12 Jünger durch Jesus. Josef Freinademetz ist im 19. Jahrhundert dem Ruf Christi gefolgt und aus diesem Dorf aufgebrochen ins ferne China um dort den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden. Um dort etwas vom Reich Gottes sichtbar zu machen und um selbst dafür Zeugnis abzulegen.
Das Evangelium gilt aber auch uns heute, die wir hier versammelt sind- Es schickt uns aus diese Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Jesus weiß, dass diese Botschaft auf Widerstand und Entmutigung stoßen wird (bei den Menschen, oft aber auch im eigenen Herzen).
Deshalb gibt er uns drei Tipps mit auf den Weg:
„geht zu zweit“: gerade heute brauchen wir Weggefährten. Wer in unserer Zeit den Glauben leben will, braucht Menschen mit denen er den Glauben teilen kann. Aber auch für die offenen Fragen und die Zweifel. Menschen mit denen man beten und nach Gott fragen kann. Dieses zu zweit gehen, ist für jeden von uns anders (Manche finden geistliche Heimat in einem Gebetskreis, einige in einer Ordensgemeinschaft, oder man trifft sich zur Bibelrunde; wieder anderen ist die große Gnade geschenkt in ihrer Ehe mit dem Partner/ der Partner auch über den Glauben sprechen zu können und ihn gemeinsam zu leben; auch eine gute Freundschaft kann wirklich geistlich sein...). Oft haben wir Menschen mit denen wir über den Beruf sprechen, über die Familie, auch über Schwieriges wie Krankheiten oder Beziehungsprobleme, Konflikte in Familien … Stellen wir uns heute bewusst auch die Frage ob wir jemanden haben mit dem wir ehrlich über den Glauben sprechen können. Wo ich mich traue mit diesem heute vielleicht intimsten Thema mich wirklich einem anderen zu öffnen und anzuvertrauen.
„nehmt nichts mit“: Nichts von dem, was euch hindert voranzugehen. Nur einen Wanderstab. Der Wanderstab ist ein Symbol des Aufbruchs, der Wanderschaft eben, des Gehens, so wie Abraham damals. Ich denke dabei weniger an Materielles, wenn ich mich frage, was hindert heute zum Aufbruch. Ich denke an all das was uns bindet. Unsere Kräfte raubt. Oft sind es Ideen, die uns fesseln. Wir haben Konzepte, was wir Gutes tun könnten (aber niemand braucht sie oder wir erfahren nur Ablehnung) . „So sollte die Welt sein“. „So war es früher“. Wir binden uns an uns selbst. Verlieren den konkreten Menschen aus dem Blick der uns heute begegnet.
Auf Heute schauen und in die Zukunft, wie Abraham ins Ungewisse.
„schüttelt den Staub von den Füßen, wenn man euch nicht aufnimmt“: Josef Feinademetz musst vieles lernen. Manche Lektionen waren hart. Er kam aus einem durch und durch katholischen Land. Die Priester hatten hohes Ansehen. Man grüßte ihn mit den Worten: „Gelobt sei Jesus Christus, Hochwürden“ und küsste ihm die Hand. In China war alles anders. Verachtung, Verspottung auf der Straße, angespuckt werden zählte zu seinem Alltag. „Geh weg“. „Es interessiert uns nicht, was du zu erzählen hast“.“ Schau dort drüben will man dich vielleicht hören“ „Ich aber habe keine Zeit“. „Ich kann doch nicht anders.“ „Ich will meine Ruhe haben.“ Situationen, die uns nicht ganz fremd sind.
Die Antwort von uns Christen, ist eine zweifache. Ein schwieriger Weg in so einer Situation. Sich und dem was man vom Evangelium erkannt hat treu bleiben. Sich ehrlich fragen: Habe ich glaubwürdig gelebt und gesprochen. Und wenn man die Frage mit ja beantworten kann: Die Freiheit der Anderen respektieren. Um die Größe im eigenen Herzen ringen um weiterzugehen. Ohne Gram. Ohne um seine eigenen Verletzungen und Befindlichkeiten zu kreisen.
„gemeinsam unterwegs sein, nach vorne schauen, um innere Freiheit ringen … der Weg der Jüngerinnen und Jünger Christi"