Halbtägig geführte Volksschulen werden ausgehungert
Wien, 22. Oktober 2020: Eltern, die ihre Kinder in eine halbtägig geführte Schule schicken, haben heuer doppelt das Nachsehen: Einerseits durch Kosten der Nachmittagsbetreuung (der Familienverband berichtete), andererseits erhalten diese Standorte offenbar weniger Stunden für Förderungen und unverbindliche Übungen. Die "Summer School" hat diese Situation noch verschärft.
Der Katholische Familienverband begrüßt die "Summer School" und sieht diese als wichtigen Schritt Richtung Chancengleichheit. Aber es zeigt sich bereits jetzt, dass mit der Summer School das Förderkontingent nicht erhöht wurde. Stattdessen wurden lediglich die Förderstunden neu verteilt, zu Lasten der unterjährigen Förderung. Ein Umstand, den der Familienverband scharf kritisiert. "Es darf nicht sein, dass Kinder in einer halbtägig geführten Schule nun weniger Unterstützung erhalten. Die "Summer School" darf die Förderung während des Schuljahres nicht untergraben. Im Sinne der Kinder bedarf es beider Strategien, auch an halbtägig geführten Schulen", fordert Roland Löffler, Verantwortlicher für Bildung beim Katholischen Familienverband Wien.
Ein weiterer Minuspunkt ist das vermehrte Streichen von unverbindlichen Übungen aufgrund mangelnder Ressourcen. "Unverbindliche Übungen sind für Schülerinnen und Schüler ein sehr guter Ausgleich und können Interessen und Begabungen wecken. Gerade für Kinder aus finanziell schlechter gestellten Familien ist dies oft die einzige Möglichkeit, außerschulischen Aktivitäten nachzugehen. Daher ist es unerlässlich, dass auch dieses Angebot an allen Schulstandorten erhalten bleibt", fordert Roland Löffler.
Der Katholische Familienverband setzt sich für eine komplette Wahlfreiheit für Familien bei der Schulform ein. "Ob ein Kind in eine halbtägig oder ganztägig geführte Schulform geht, haben die Eltern zu entscheiden und darf nicht vom Wohnort, den finanziellen Möglichkeiten oder vom Zusatzangebot der Schule abhängen", so die Forderungen des Familienverbandes.